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Drogenfahnder in einem Gewächshaus in La Era Alta.

Foto: EPA/GUARDIA CIVIL / HANDOUT

Es gibt neben dem Tourismus ein zweites Geschäftsfeld, das in Spanien blüht - wenngleich ein illegales. Um stattliche 532 Prozent hat sich nämlich der Cannabis-Anbau zwischen 2009 und 2013 gesteigert, schlägt das Innenministerium unter Jorge Fernández Díaz (Partido Popular, PP) Alarm.

Vor allem die Kombination aus genetisch verbessertem Saatgut und technologischen Fortschritten bei Düngemitteln und hydroponischer Aufzucht - wo die Pflanzen ohne Erde in Nährstofflösungen aufgezogen werden - wären dafür verantwortlich, dass vier bis sechs ertragreiche Ernten pro Jahr möglich wurden. Zudem lösten vermehrt immense Lagerhallen und professionelle Gewächshäuser "im industriellen Stil" den Kleinanbau in Gärten und Kunstlichtkästen ab. Drogenfahnder staunten etwa, als sie Ende August auf einer Finca in Almogía bei Málaga mehr als 10.000 Pflanzen in einer umfunktionierten Marihuana-Stierkampfarena entdeckten.

Import aus Marokko nimmt ab

Nicht wenige EU-Auslandsbürger, vornehmlich Briten und Holländer, widmen sich laut der Guardia Civil vermehrt dem Cannabis-Anbau. Denn damit werde längst nicht mehr einzig der Binnenbedarf gedeckt. Immer öfter wird das Geerntete weitaus profitabler ins EU-Ausland exportiert.

Was zugleich den Import von Haschisch (Cannabisharz, Anm.) - zumeist in Schnellbooten - aus dem nahen Marokko via die Straße von Gibraltar schmälert. Wurden in den 1990ern noch mehr als 700 Tonnen des marokkanischen Rauschmittels jährlich in Spanien beschlagnahmt, so pendelte sich dieser Wert zuletzt bei knapp 300 Tonnen ein (rund 74 Prozent der EU-Gesamtmenge). Der Schmuggel sei laut Polizei wegen verstärkter Kontrollen an der EU-Südgrenze auch weitaus riskanter als der Anbau in Spanien selbst.

Auch das sogenannte "Plastikmeer" der Gewächshäuser für Paprika, Tomaten und Co zwischen Almería und Murcia dient oft zur Tarnung für die illegale Aufzucht. Allein in den fünf produktionsstärksten spanischen Provinzen hat die Polizei mehr als 105.000 Marihuana-Stauden im Vorjahr beschlagnahmt.

Die PP-Rechtsregierung unter Premier Mariano Rajoy schlug mit ihrem Amtsantritt Ende 2011 einen herben Kurswechsel gegenüber Cannabis ein. Völlig konträr zur Quasifreigabe in Portugal mit Gesetzesänderungen, die Anbau sowie Besitz und Konsum im öffentlichen Raum drastisch höher bestrafen. Eine noch existierende Gesetzeslücke, die es sogenannten "Cannabis-Club"-Mitgliedern erlaubt, mit gemeinschaftlichen Eigenanbau den Eigenkonsum zu decken, soll geschlossen werden. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, 19.9.2014)