Wien - Der frische Wind, der seit der Hofübergabe von Peter Mitterbauer an Siegfried Wolf im ÖIAG-Aufsichtsrat weht, scheint sich zu einem rauen Sturm auszuwachsen. Das Management des Öl- und Gaskonzerns OMV sei bei der routinemäßigen Präsentation der OMV-Zahlen in der jüngsten ÖIAG-Aufsichtsratssitzung geradezu "gegrillt", jede Zahl hinterfragt worden, und das in fast aggressiver Stimmung, berichten Kapitalvertreter. Nachsatz: "Die geben ordentlich Gas."

Der Hintergrund: Schwacher Dollar, gesunkene Raffineriemargen, Lieferausfälle in Libyen und Jemen sowie Abschreibungen in Kasachstan haben den OMV-Gewinn im ersten Halbjahr auf 908 Millionen Euro halbiert.

Seit der Ankündigung des für Öl- und Gasförderung zuständigen Vorstandsdirektors Jaap Huijskes, den Konzern bereits in wenigen Monaten zu verlassen und nicht erst 2018, schießen nun Spekulationen über einen Umsturz an der OMV-Spitze ins Kraut. Die jüngste: Post-Chef Georg Pölzl, Montanist, könnte von der Briefbeförderung in die Ölförderung wechseln. Was von der Post prompt ins Reich der Fantasie verwiesen wird. Ein Atout hätte Pölzl freilich: Er genießt Wertschätzung in beiden Koalitionsparteien.

Nicht fritikionsfrei

Pölzl würde sich mit einem Wechsel in den Turm an der Trabrennbahn freilich tendenziell belasteten Eigentümerverhältnissen aussetzen, gilt das Syndikat zwischen ÖIAG (31,5 Prozent) und Ipic aus Abu Dhabi (24 Prozent) doch als nicht ganz friktionsfrei.

Was ÖIAG-Chef und OMV-Präsident Rudolf Kemler, selbst als potenzieller Nachfolger des spätestens 2017 ausscheidenden OMV-Chefs Gerhard Roiss kolportiert, am Donnerstag mit einem großangelegten Dementi ausrücken ließ. "Es gibt keine Machtkämpfe rund um die OMV (...), und es gibt auch keine losgelöste Ipic-Meinung in Bezug auf Personalentscheidungen", teilte Kemler via Aussendung mit.

"Ich habe auch keinerlei Ambitionen auf die Funktion des OMV-Chefs." Letzteres sehen auch ÖIAG-Kapitalvertreter so: Wolf habe ein Mandat, mit Kemler Vertragsgespräche zu führen, und man gehe davon aus, dass diese zu einer Vertragsverlängerung führen werden.

Ein ebenfalls kolportierter Wechsel von Roiss an die ÖIAG-Spitze scheint damit obsolet. Welches Ergebnis die "konstruktive Diskussion rund um die zukünftige Ausrichtung" der OMV (O-Ton ÖIAG) in der zweitägigen Sitzung am Mittwoch und Donnerstag zeitigte, und mit welchem Führungspersonal, darüber schwiegen OMV wie ÖIAG. (ung, DER STANDARD, 19.9.2014)