Madrid - Beeindruckende 14 Jahre blieb ein Schwindel unter den Logos der spanischen Polizei und Guardia Civil unentdeckt. Diese zierten die Titelseiten falscher Magazine zu Polizeithemen, mit denen Betrüger mehr als 150.000 Anzeigenkunden prellten. Mit Niedrigpreisen von unter 400 Euro pro Annonce in fiktiven Publikationen wie Policía XXI oder Perfil: Policía (Profil: Polizist, Anm.) lockte man Unternehmer.

Der Gesamtschaden wird mit mehr als 15 Millionen Euro beziffert, und das, obwohl keine Ausgabe - abseits der Belegexemplare für die Betrogenen - gedruckt wurde, geschweige denn je in Wachstuben auflag. Sieben Jahre war die Polizei dem Betrügernetzwerk auf der Spur, nach ersten Anzeigen Betroffener und Foren- und Blogbeiträgen.

52 Festgenommene, darunter drei Anwälte

Doch erst nun wurden 52 Mitglieder in Elche, Madrid und Barcelona festgenommen, darunter der mutmaßliche Kopf der Bande und drei Anwälte, die Beratung in puncto Schwarzgeld boten.

Mehr als 70 Schein- und Subunternehmen wurden eigens geschaffen, die der Kaschierung und der Geldwäsche dienten. Zugleich unterhielten die Betrüger über 30 Websites. Bei Razzien wurden u. a. 46.000 Euro in bar, sieben Server und 31 Festplatten beschlagnahmt, wie die Pressesprecherin der Policía Nacional, Silvia Barrera Ibañéz, informierte: "Es war ein fast perfekter Betrug."

Der Clou war, mit falscher Uniform und Dienstmarke bei Opfern Hausbesuche abzustatten. Ältere und ärmere Menschen benutzte man, um über deren Konten illegale Transaktionen durchzuführen oder sie als Chefs von Scheinfirmen einzusetzen.

Interviews mit Polizisten

Inhaltlich wurden die Publikationen meist mit plagiierten Artikeln gefüllt. Doch führte man auch Interviews mit Polizisten, um die Glaubwürdigkeit der Illustrierten zu untermauern. (Jan Marot, DER STANDARD, 22.9.2014)