Stockholm - Erst letzte Woche hat eine umfassende Studie bestätigt, was die meisten von uns am eigenen Leib beobachten können: Sport hat eine lindernde Wirkung bei Depressionen. Warum das so ist, blieb bisher weitgehend ein Mysterium. Man vermutet, dass körperliche Aktivität auf die Serotoninaufnahmefähigkeit einwirkt und das Zellwachstum im Gehirn fördert.

Nun aber sind schwedische Wissenschafter vom Karolinska-Institut in Stockholm auf einen bisher unbekannten Mechanismus gestoßen: Zumindest bei stressbedingten Depressionen ist es überraschenderweise der Aufbau von Skelettmuskulatur selbst, der für eine Steigerung des seelischen Wohlbefindens sorgt. Wie die Forscher im Fachjournal "Cell" darlegen, reinigt das Muskelgewebe das Blut von schädlichen Substanzen, die sich bei Stress im Blut ansammeln.

Enzyme gegen Schadstoffe

"Aus neurobiologischer Sicht haben wir immer noch keine Ahnung, was Depressionen eigentlich sind. Unsere Ergebnisse liefern in dieser Frage nun aber ein wichtiges Puzzleteil", erklärt Studienleiterin Mia Lindskog.

Konkret beobachteten die Forscher bei Experimenten mit genveränderten Mäusen, dass das Muskeltraining zur vermehrten Ausschüttung bestimmter Enzyme führt. Diese Substanzen wiederum spalten die depressionsfördernde Aminosäure Kynurenin in harmlose Komponenten auf und schützen so das Gehirn vor deren schädlichem Einfluss. (tberg, DER STANDARD, 26.9.2014)