Die "inari software" unterstützt die wissenschaftliche Dokumentation archäologischer Grabungen. Das Gründungsteam (v. li.): Michael Debenjak, Stefan Krausler und Nadja Debenjak.

Foto: HO / Robert Frankl

Als Nadja Debenjak 2009 in der Grabungsdokumentation zu arbeiten begann, erschien ihr die Vorgehensweise kompliziert und altmodisch. Auf Zetteln wurden die Fundstücke und Entdeckungen festgehalten, um in einem weiteren Schritt digitalisiert zu werden. Mit einigen Vorkenntnissen in der Programmierung war ihr klar, dass eine Software hilfreich sein konnte.

Kurzerhand zog sie ihren Sohn und Softwareentwickler Michael zur Rate. Gemeinsam konzipierten sie ein Programm, das die Archäologie von Grund auf erneuern sollte. Im Sommer 2013 folgten die Unternehmensgründung der "inari software" und der Einzug in den Science Park Graz. Finanziert wurde die Gründung mit einem Investor, einem FFG Innovationsscheck sowie aus Eigenmitteln.

Es entstand die heute kaufbare Beta-Version des ersten Moduls "Grabungsdokumentation". Insgesamt soll das Archäologische Informationssystem (AIS) bei der Fertigstellung über vier unabhängige Module verfügen: Grabungsdokumentation, Datenanalyse, Publikation und Bauforschung.

Einfacher Zugriff, weltweit teilbar

Die Plattform funktioniert dabei über das Internet. "Wir wollten Archäologen die Möglichkeit geben, von überall leicht auf Daten zugreifen zu können und diese weltweit zu teilen."

Ähnlich wie bei der virtuellen Speicherplattform Dropbox kann man Datensätze hochladen, zur eigenen Dokumentation speichern und auch anderen Interessierten im Netzwerk zur Verfügung stellen. Ein Projekt, das immer weitere Kreise zieht.

Die "inari"-Gründerin jedenfalls würde den Schritt ins eigene Unternehmen sofort wieder wagen: "Es ist spannend und sehr interessant, mit verschiedenen Menschen über das Produkt zu sprechen. Es macht Spaß und ist inspirierend, Dinge zu erfahren und diese weiterzuentwickeln. Man glaubt nicht, wozu man fähig ist", so Nadja Debenjak.

Vor der Unternehmensgründung sollten jedoch möglichst alle Szenarien durchgedacht werden: "Man muss durchplanen, was am Markt erforderlich ist und was es schon gibt. Auch die Chemie zwischen den Gründern muss stimmen. In Stresssituationen muss man zusammenhalten können", so Debenjak weiter.

Optimiert und optimistisch

Interesse an der Software gebe es genug. Bei rund 30.000 Grabungen jährlich allein in Europa sei es nicht verwunderlich, dass diese auf so hohen Zuspruch trifft. Gerade auch aufgrund der positiven Feedbacks war der Gründerin von Beginn an klar, dass das Produkt Erfolg haben wird, sagt sie. "Die Zeitersparnis, die die ,inari software' bringt, ist enorm. Nur ein Zehntel der ursprünglichen Zeit benötigt man für die Dokumentation mit der Beta-Version, die für Tablets und Toughbooks optimiert wurde."

Die Ideenbringerin selbst will nach der Markteinführung der vier Module neben der Unternehmensführung wieder zurück in die Forschung - ihre Masterarbeit in dem Feld der klassischen Archäologie sei fast beendet. "Das war für mich schon immer das Interessanteste, und so kann ich unser Programm testen und Verbesserungsvorschläge liefern. Außerdem kann ich bei der Programmierung nicht mehr wirklich helfen. Das ist mir schon zu kompliziert geworden." (Sarah Stössl, DER STANDARD, 27./28.9.2014)