Wien - In der kommenden Woche beginnt in Stockholm der alljährliche Nobelpreis-Reigen, bei dem die Preisträger der weltweit wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnung bekannt gegeben werden. Der Nachrichten- und Datenkonzern Thomson Reuters nennt heuer wieder die vielversprechendsten Kandidaten, die sich vor allem durch viel zitierte, für das jeweilige Forschungsfeld maßgebliche Veröffentlichungen auszeichnen.

Die Arbeiten der "Zitat-Laureaten" wurden in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten öfters erwähnt als die von 99,9 Prozent ihrer Fachkollegen, heißt es seitens des Medienkonzerns, der auch bibliografische Datenbanken im Wissenschaftsbereich anbietet. Studien hätten gezeigt, dass zwischen den wissenschaftlichen Verweisen und der öffentlichen Wertschätzung - zum Beispiel in Form eines Nobelpreises - "ein großer Zusammenhang besteht". In die Vorhersagen werde auch einbezogen, welche Entdeckungen und Themen das Nobelpreiskomitee für preiswürdig erachten könnte.

Treffsichere Prognosen

Außer 1993 und 1996 waren nach Angaben von Thomson Reuters unter den Nobelpreisträgern stets Zitat-Laureaten dabei. Inoffizielle Vorhersagen gibt es seit 1989, formalisiert wurden sie 2002. Im Vorjahr (2013) lag das "Orakel" achtmal richtig, etwa mit dem Chemiker Martin Karplus, dem Mediziner Randy Schekman und dem Physiker Peter Higgs. 2011 waren sämtliche neun Nobelpreisträger in Medizin, Physik und Chemie von Reuters im Voraus genannt worden - allerdings auch schon in den Jahren 2008 und 2010. Die Vorschusslorbeeren müssen also nicht im selben Jahr in schwedische Medaillen umgewandelt werden.


Folgende Zitat-Könige werden für 2014 genannt:

Medizin (Bekanntgabe am Montag, 6.10.):

  • Für die Entdeckung, dass große Veränderungen am Genom mit bestimmten Krankheiten zusammenhängen: Michael H. Wigler, Charles Lee (beide USA) und Stephen W. Scherer (Kanada)
  • Für fundamentale Entdeckungen bezüglich Genregulation: James E. Darnell, Jr., Robert G. Roeder und Robert Tjian (alle USA)
  • Für die Erklärung der molekularen Schmerzwahrnehmung: David Julius (USA)

Physik (Bekanntgabe am Dienstag, 7.10.):

  • Für Beiträge zur auf Nanodrähten beruhenden Photonik, speziell den ersten Nanodraht-Laser: Peidong Yang (USA)
  • Für Pionierarbeit in der Ferroelektrik: Yoshinori Tokura (Japan), Ramamoorthy Ramesh (USA) und James F. Scott (Großbritannien)
  • Für Forschung am Quanten-Hall-Effekt: Charles L. Kane, Shoucheng Zhang (beide USA) Laurens W. Molenkamp (Deutschland)

Chemie (Bekanntgabe am Mittwoch, 8.10.):

  • Für die Erfindung organischer Leuchtdioden (OLEDs): Ching W. Tang (China), Steven Van Slyke (USA)
  • Für das Design von funktionellem "mesoporösem" Material (mit Porengröße von 2-50 Nanometern): Charles T. Kresge (Saudi Arabien), Ryong Ryoo (Südkorea) und Galen D. Stucky (USA)
  • Für die Entwicklung eines Prozesses, bei dem Polymere geordnet synthetisiert werden können: Graeme Moad, Ezio Rizzardo, San H. Thang (alle Australien)

Ökonomie (Bekanntgabe am Montag, 13.10.):

  • Für Beiträge zu der von Joseph Schumpeter entwickelten Theorie der "kreativen Zerstörung" in der Wirtschaft: Philippe M. Aghion und Peter W. Howitt (beide USA)
  • Für Fortschritte beim Studium des Unternehmertums: William J. Baumol und Israel M. Kirzner (beide USA)
  • Für Pionierleistungen in der Wirtschaftssoziologie: Mark S. Granovetter (USA)

Für den Friedens- und Literaturnobelpreis macht Thomson Reuters keine Prognosen: In diesen beiden nicht-wissenschaftlichen Bereichen spielen Zitate keine Rolle. (APA/red, derStandard.at, 30.09.2014)