Bild nicht mehr verfügbar.

Wie fischt man die interessantesten Postings heraus?

Foto: APA/dpa/Marcus Führer

In den Foren von derStandard.at gibt es viele Postings. Aus Lesersicht fehlt es derzeit an geeigneten Möglichkeiten, zu den interessanten Kommentaren vorzudringen.

Dies trifft umso mehr auf Foren zu, die immer mehr zu Propagandaplattformen von Interessengruppen, oft sehr randständigen, verkommen. Um diese macht der Mainstream der "vernünftigen" User dann eher einen Bogen und greift nicht korrigierend ein.

Keine Patentlösung, aber gute Ansätze

Eine Patentlösung gibt es vermutlich nicht, aber einige Eigenschaften des Kommentarwesens auf "Slashdot" wären wert, in Betracht gezogen zu werden.

Dort sind extrem viele uninteressante Postings vorhanden, aber dank des ausgeklügelten Forensystems ist es für einen interessierten Leser einfach, sich die guten Kommentare anzusehen. "Gut" bedeutet dabei nicht notwendigerweise eine Verzerrung in Richtung der eigenen Meinung.

Die ausgewählten Eigenschaften hören sich vielleicht für ein Zeitungsforum zu kompliziert an, sie sind in der Praxis jedoch vermutlich auch für "normale" Personen hilfreich, insbesondere da die Postingkultur bei den meisten Zeitungen heutzutage leidet.

a) Reihenfolge der Postings umdrehen

Postings werden der Reihe nach aufgelistet und bleiben so. Neue Postings kommen unten dran. Wenn man bereits abgegebene Kommentare als Erstes sieht, vermeidet man Wiederholungen. Das führt dazu, dass ein Thread, wenn alles gesagt ist, irgendwann einschläft, und das ist gut so.

Im STANDARD ist es dagegen so, dass bei älteren Artikeln oft recht gute Kommentare ganz unten landen und völlig von neueren "Kampfpostern" überdeckt werden. Je nach Tageszeit kann man die Kommentare dann manchmal ganz vergessen.

Es ist verständlich, dass man auch späteren Lesern, die vielleicht tagsüber arbeiten, eine Möglichkeit geben will, nach oben zu kommen, aber insgesamt überwiegt doch der Nachteil des derzeitigen Modells.

Anmerkung von derStandard.at: Demnächst gibt es das neue Forum bei ausgewählten Themen zum Testen. In diesem wird es möglich sein, alternative Sortierreihenfolgen (neuestes Posting oben, ältestes Posting oben sowie nach Bewertungen) zu wählen.

b) Beschreibende Kriterien zur Bewertung einführen

Anstelle nur "gut" oder "schlecht" (bzw. rot/grün) anzubieten, könnte man beschreibende Kriterien wie "informativ", "lustig", "polemisch" in die Bewertung mit einfließen lassen. Slashdot zeigt einem bereits in der Überschrift des Kommentars, warum der Kommentar wie hoch gerankt ist.

Anmerkungen von derStandard.at: Die letzten Änderungen bei Posting-Bewertungen erfolgten im Oktober 2013 und im März 2012. Derzeit sind keine weiteren Anpassungen geplant.

c) Filterfunktion

Bei "Slashdot" hat man eine Grundeinstellung, ab welchem Ranking Kommentare eingeblendet werden, kann diese jedoch einfach pro Sub-Thread aufheben, indem man ausgeblendete Postings sichtbar macht.

Anmerkungen von derStandard.at: Im neuen Forum wird es verschiedene Filtermöglichkeiten geben, außerdem können die Postings bestimmter User für alle Foren ausgeblendet werden (diese können im Einzelfall wieder aufgeklappt werden).

d) Anonymes Posten

Viele Zeitungen und andere Foren versuchen, mit einer Klarnamenpflicht für Ordnung zu sorgen, insbesondere weil verhetzende Inhalte stark zunehmen. Diese Policy schlägt jedoch fehl.

Facebook ist vermutlich nicht wegen, sondern trotz der Klarnamenpflicht erfolgreich. Und Google Plus wurde wahrscheinlich wegen der Echtnamen zum Rohrkrepierer. Gerade bei der derzeitigen Stimmung gegen zu viel Öffentlichkeit bei Facebook hätte Google gute Chancen gehabt, von vielen als Zweitplattform genutzt zu werden, wenn man dort einfach unter einem Nickname Inhalte posten kann.

Anmerkung von derStandard.at: Es gibt eine eindeutige Entscheidung der Unternehmensleitung für die Möglichkeit, im STANDARD-Forum Pseudonyme zu verwenden. Diese folgt dem Bekenntnis zur freien Meinungsäußerung und soll verhindern, dass User Repressalien (z. B. durch Arbeitgeber) befürchten müssen.

Freie Meinungsäußerung hat ihre Grenzen dort, wo Rechte anderer verletzt werden. Solche Grenzüberschreitungen widersprechen unseren Forenregeln und werden daher bestmöglich unterbunden.

e) Karma

Bei "Slashdot" gibt es ein Feature, das sich "Karma" nennt, womit ein User, dessen Bewertungen anderer Postings gut mit dem Mainstream zusammenpassen und dessen eigene Postings hoch gerankt sind, Punkte zum Bewerten anderer Postings erhält. Dadurch entsteht eine positive Verstärkung unter den Benutzern.

Anmerkung von derStandard.at: Das geben wir als Frage an die Community zurück: Was halten Sie von so einem Karma-System?