Wien - Das Semester hat noch nicht richtig begonnen, und schon gibt es schlechte Nachrichten für die Universität Wien. Beim "Times Higher Education University Ranking" (THE) kommt Österreichs größte Uni nur mehr auf Platz 182, das ist um zwölf Plätze schlechter als im letzten Jahr. 2011 erreichte die Uni Wien sogar noch Platz 139. "Es muss ernsthafte Besorgnis auslösen, dass die Universität Wien mit ihrer starken und prestigereichen Geschichte immer näher in Richtung Ende der Top 200 abrutscht", sagt Ranking-Herausgeber Phil Baty.

Würde das passieren, wäre keine einzige österreichische Universität mehr im oberen Feld. Die Uni Innsbruck liegt wie im Vorjahr auf den Plätzen zwischen 201 und 225, die Technische Uni Wien bleibt auf den Rängen 226 bis 250, die Medizin-Uni Wien auf 251 bis 275 und die Uni Graz auf 351 bis 400. Nicht einmal mehr unter den Top 400 ist die Uni Linz.

Heinz Engl, Rektor der Universität Wien, ist ob des Abstiegstrends besorgt: "Wenn man den langjährigen Durchschnitt der Ergebnisse ansieht, ist das bedenklich." Für eine Trendumkehr müsse mehr Geld pro Studierenden ausgegeben werden.

Die ersten Plätze des Rankings beanspruchen wie in jedem Jahr Hochschulen aus dem angloamerikanischen Raum. Erste kontinentaleuropäische Universität ist die ETH Zürich auf Platz 13.

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Die Ergebnisse des "Times Higher Education University Ranking" sind kein Grund zur Freude: Die Universität Wien fällt bereits im fünften Jahr um mehrere Plätze zurück
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Dort herrschen allerdings völlig andere Bedingungen, gibt Jürgen Mittelstraß, Vorsitzender des österreichischen Wissenschaftsrats, zu bedenken. "Allein die Betreuungsrelationen unterscheiden sich gewaltig", sagt er im Gespräch mit dem Standard. Diese Bedingungen hätten die österreichischen Unis aber nicht selbst in der Hand. Generell dienen Rankings für Mittelstraß allerdings vor allem der Selbstdarstellung und nicht dem wissenschaftlichen Interesse.

Ähnlich sieht das Gabriele Anderst-Kotsis, Vizerektorin an der Johannes-Kepler-Uni in Linz. "Unis mit sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen werden verglichen, die Abbildung auf eine einzige reihende Kennzahl ist mehr als fragwürdig", sagt sie zum Standard.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sieht in den Ergebnissen eine klare Tendenz, "dass vor allem jene Universitäten im Spitzenfeld liegen, die über klare Zugangsregelungen und einen hohen Anteil an privater Finanzierung verfügen." Daher müsse man die Betreuungsrelation weiter verbessern und Anreize für ergänzende private Finanzierungsmöglichkeiten schaffen.

Beim THE-Ranking werden 13 Indikatoren aus den Bereichen Forschung, Lehre, Zitierungen, Internationalisierung und Einwerbung von Drittmitteln aus der Wirtschaft herangezogen. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 1.10.2014)