Ursula Strauss (Kristin) und Florian Teichtmeister (Lenny).

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Weil die wahre Liebe angeblich aus der Mode gekommen ist, sind es auch die Wege, die zu ihr führen. Wer schreibt heutzutage noch Briefe? Um Gefühle zu Papier zu bringen, braucht es nicht nur ein entsprechendes Vokabular, sondern vor allem Zeit. Die muss man sich entweder nehmen, oder man hat sie wie der beste Freund seit Kindheitstagen, der seiner Angebeteten heimlich seine Liebesbriefe in den Koffer steckt, den er am Flughafen ersteigert hat und ihr nun zum vierzigsten Geburtstag schenkt.

In Wolfgang Murnbergers "Lost & Found - Liebe im Gepäck", den der ORF Mittwoch im Hauptabendprogramm zeigt, brauchte Ursula Strauss ziemlich lange, um dem verliebten Verfasser auf die Spur und Schliche zu kommen, weil dieser sich nämlich nicht zu erkennen geben wollte. Männer wollen eben auch entdeckt werden, und wenn die Frau nicht schnell ermittelt, sind sie beleidigt.

Aber auch Frauen, so konnte man erfahren, sind ab einem gewissen Alter nicht gleich bereit, die ihnen nach einer gefühlten Ewigkeit gestandene Liebe vorbehaltlos zu akzeptieren. Das gelingt erst, nachdem sie bei ehrlicher Handwerksarbeit im Waldviertel, etwa an der Seite eines Buchrestaurators im Sommerregen, erkannt haben, dass man denjenigen nicht zu suchen braucht, der einen schon gefunden hat.

Es oblag also einmal mehr einer resoluten Mutter (Mariele Millowitsch) in den besten Jahren, ihrer von der Mitte des Lebens geschüttelten Tochter zu zeigen, wo das Glück wohnt. Es spielt nämlich keine Rolle, dass man nicht weiß, wann man das letzte Mal Sex hatte.

Viel wichtiger ist es zu wissen: "Irgendwann muss man das Leben in die Hand nehmen, aber richtig." (Michael Pekler, DER STANDARD, 2.10.2014)