Menschen beugen, nur durch einen Knick? Die bulgarische Galerie Sariev Contemporary aus Plowdiw präsentiert auf der Viennafair diese zweiseitige Fotolithografie von Pravdoliub Ivanov ("Bent Figure", 1997).

Foto: Sariev Contemporary

Wien - Die Rollen sind verteilt: Während der "bad cop" im Film oft der Mann fürs Grobe ist, so ist der "bad guide" auf der Viennafair jene Person, die auch unangenehme Wahrheiten über den Kunstmarkt erzählt. "Freie Kunstvermittlung" heißt die Gruppe von der Akademie der bildenden Künste, die am Wochenende (13, 15, 17 Uhr) auf der Gegenwartskunstmesse mit Fokus Ost- und Südosteuropa auch "mal etwas offener" über den Betrieb spricht.

Orientierung - das wünschen sich allerdings auch die Profis unter den Kunstinteressierten: die Sammler. Und daher nimmt die Viennafair im zehnten Jahr ihres Bestehens ihre VIPs mehr an die Hand, stellt Tagesabläufe für die kaufkräftige Klientel zusammen, professionalisiert Vermittlung und Talks. "Das ist die Erwartungshaltung an die Messe", so Christina Steinbrecher-Pfand, die seit dem Abgang von Vita Zaman vor etwa drei Wochen vorerst alleinige künstlerische Leiterin der Viennafair ist; ob dies auch so bleibt, ließ Messe-Vorsitzender Dimitry Aksenov offen.

Lautete 2013 die Strategie, die Messe populär zu machen - man steigerte die Besucherzahlen um rund 6000 (auf rund 23.000), um in Stufe zwei mehr Sammler zu akquirieren (heuer 350 Anmeldungen: 60 Prozent Westeuropa, 25 aus dem Osten, der Rest international), so ist das heurige Motto Konzentration: Das bedeutet statt 127 wie zuletzt nur mehr 99 teilnehmende Galerien (zehn weniger aus den CEE-Schwerpunktländern). Alles im Sinne der Qualität, heißt es. Befürchtungen, die Ukraine-Krise könne sich auswirken, teilte man nicht. Den Markt betrifft das nicht, so Steinbrecher, sehr wohl aber die Kunst selbst. Ein Blick in die Koje der Mironova-Galerie aus Kiew, in der etwa der in der Aksenov-Sammlung vertretene Mykolo Ridnyi den Abschuss des malaysischen Flugzeugs thematisiert, bestätigt das.

Zum Messestart am Mittwoch wurden auch wieder die Galeriepreise der Wirtschaftskammer bekanntgegeben - sie gingen dieses Jahr nicht nur an eine aufstrebende (Raum mit Licht) und eine etablierte (Georg Kargl Fine Arts), sondern auch an eine internationale Galerie (Zak Branicka).

So wie jede anständige Messe hat inzwischen auch die Viennafair Alternativen: etwa die Parallel Vienna (bis 5. 10.), die nach ihrer Premiere 2013 im Alten Telegrafenamt nun den spröden Charme der Bürokratie im ehemaligen Zollamt für zeitgenössische Kunst nützt. Rund 50 Aussteller (auch Viennafair-Teilnehmer) bespielen das 17-stöckige Gebäude in der Schnirchgasse 9 in Wien-Landstraße, das 2015 abgerissen werden soll.

Auch die Parkfair (bis 10. 10.) hat sich zurückgemeldet, hat aber nur noch peripher mit ihrem Namen oder dem ursprünglichen Konzept zu tun. Das Parkdeck am Stadion, wo man im Vergleich mit den Kobel-Alleen traditioneller Messen mit Fläche klotzen durfte,
wurde gegen das Burgtor der Hofburg eingetauscht, und hinter dem Titel TerminARTor versteckt sich ein Ausstellungsprojekt im Zeichen des Ersten Weltkrieges und aktueller Krisen. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 2.10.2014)