"Frauenfußball wäre eine echte Neuerung im virtuellen Fußball."

Foto: EA/Montage: Michael Schulze von Glaßer

Dass Frauen Fußball spielen, wäre bereits im 19. Jahrhundert keine Neuigkeit mehr gewesen. Dennoch blieb der Sport im professionellen Bereich bis spät ins 20. Jahrhundert praktisch eine reine Männerangelegenheit, bevor sich Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre Spielerinnen unter ersten Verbänden organisierten. 1985 wurde die erste Fußball-EM, 1991 die erste Fußball-WM der Frauen ausgetragen.

Doch trotz steigender Beliebtheit unter Frauen spielt Frauenfußball medial im Vergleich zum Männerfußball noch eine untergeordnete Rolle. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Vermarktung und Werbung. So sucht man auch im jährlichen Videospiel-Bestseller "FIFA" von Electronic Arts vergeblich nach Frauenteams. Weil es bisher noch nicht ins "Gesamtpaket" gepasst habe, sagt zumindest "FIFA 15"-Produzent Sebastian Enrique in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Play".

Andere Prioritäten

"Wir müssen immer sicherstellen, dass das, was wir entwickeln und einbauen, am Ende das richtige Paket ergibt. Und bisher hat der Frauenfußball diesen Schritt noch nicht geschafft", so Enrique. Am Entwicklungsstudio vorübergegangen sei die zunehmende Popularität des Frauenfußballs allerdings nicht. "Die Leute fragen uns jedes Jahr eine Menge Dinge, inklusive Frauenteams. (...) Wir haben darüber nachgedacht, ja, und wir werden gefragt, ob wir es machen. Und das ist auch gut so. Ich möchte, dass die Leute uns sagen, was sie gerne im Spiel haben wollen." Dabei dürfte man bisher jedoch die Prioritäten anders gelagert haben. "Es ist immer eine Frage der Balance, was wir entwickeln wollen und was wir entwickeln können", so der Produzent.

Petition

Unterdessen wurde eine Petition ins Leben gerufen, die den Einbau von Frauenteams in "FIFA" fordert. Von den 20.000 angepeilten Zeichnungen wurden bisher etwas mehr als 2.000 Unterstützer gewonnen. Initiator Michael Schulze von Glaßer erklärt, dass die Integration ins Spiel keine Frage der Kosten mehr sein dürfe. "Frauenfußball ist heute Normalität: Der DFB zählt über 750.000 Frauen und 335.000 Mädchen zu seinen Mitgliedern. Bundesweit gibt es mehr als 5.800 Frauen- und 7.000 Mädchenteams. Zudem wird Frauenfußball immer populärer. Wer – wie Electronic Arts – einen realistischen Fußball in der virtuellen Welt bieten möchte, sollte auch Frauenfußball als Spielerlebnis bieten", heißt es in der Petition.

Überdies könnten Frauenteams frischen Wind in die Serie bringen, die in den jährlichen Neuauflagen über Detailverbesserungen und aktuelle Lizenzen eher wenig Neues biete. "Die 'Fifa'-Reihe zählt zu den erfolgreichsten kommerziellen Videospielen der Welt. Dabei sind die Innovationen seit Jahren minimal – Frauen-Fußball wäre eine echte Neuerung im virtuellen Fußball."

Ein Vorbild für EA und Co. könnten unter anderem Tennisspiele sein, die seit Jahren neben den männlichen auch die weiblichen Athleten gegeneinander antreten lassen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 3.10.2014)