Als Franz beim VfL Bochum ...

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... und als Michael Gregoritsch im U21-Nationalteam.

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Selbst der geübte Fan staunte am Freitag in Bochum nicht schlecht, als Michael Gregoritsch kurz vor der Pause eine weite Flanke volley ins Nürnberger Tor hämmerte. Mit dem Museum in seiner Heimatgemeinde Thal bei Graz dürfte es trotzdem eng werden. Das widmete die Gemeinde schon ihrem größten Sohn Arnold Schwarzenegger. Gregoritsch ist aber schon auch ein ziemlicher Lackl, er misst 1,93 Meter. Den Garten unweit des Thaler Sees, in dem er einst mit Bruder Matthias die ersten Bälle trat, ließ der 20-Jährige schon recht früh hinter sich.

Ja, in der Karriere des Michael Gregoritsch ging alles recht schnell. Er lernte das Kicken im Nachwuchs des GAK - vor den Argusaugen von Vater Werner Gregoritsch. Ihm, dem Trainer, folgte er auch nach Kapfenberg, um sich in die Geschichtsbücher der Bundesliga einzutragen. Bei seinem Debüt erzielte er als 15-Jähriger einen Treffer gegen die Wiener Austria und ist seither der jüngste Torschütze in Österreichs oberster Spielklasse. Aber wo es einschlägt, gibt es auch Rückschläge: Nachdem der Vatertrainer den Chefposten bei den Obersteirern räumen musste, sollte der Sohn nur noch für die zweite Mannschaft stürmen. Er nutzte den minderen sportlichen Druck und konzentrierte sich auf die Schule. Ein Schritt, den er nicht bereut. "Das hat schon alles so gepasst", sagt er im Gespräch mit derStandard.at.

Über Hoffenheim nach St. Pauli

Ziemlich bald kam dann die Anfrage aus der deutschen Liga, der Interessent hieß Hoffenheim. 2011 wird Gregoritsch von der TSG verpflichtet, aber direkt für ein weiteres Jahr in Kapfenberg geparkt. 2012 folgt schließlich der Umzug nach Deutschland, für das zweite Team der Hoffenheimer erzielte er elf Tore, schnupperte aber auch Trainingsluft bei den Profis. Gregoritsch denkt zurück: "Ich bin froh, dass ich den Schritt ins Ausland so früh gemacht habe. Alleine das Training mit der ersten Mannschaft in Hoffenheim hat mich weit nach vorne gebracht. Ich spüre das jetzt, sowohl physisch als auch mental."

Mit geringer Aussicht auf Einsätze und der Hoffnung auf Weiterentwicklung wurde Gregoritsch in eine für ihn neue Fußballwelt verliehen. Hamburg, das Millerntor und der FC St. Pauli haben nachhaltig Eindruck hinterlassen: "Das war der beste Weg für mich. Das Stadion und die Fans sind außerordentlich. Außerdem habe ich zum ersten Mal gespürt, wie es ist, wenn eine Fankurve politisch ist. Es war spannend." Gregoritsch erspielte sich zur zweiten Saisonhälfte einen Platz in der Mannschaft, gegen Aue erzielte er seinen Premierentreffer in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.

Der Franz

Eine Liga, die dem Steirer zu liegen scheint, einen Vergleich mit Österreich scheut er aber: "Ich kann das Niveau heute gar nicht mehr richtig einschätzen. Als junge Spieler sind wir in Österreich in den Bus gestiegen, haben gespielt, entweder gewonnen oder verloren. Und das war’s dann auch. Wenn wir mit Bochum 0:5 in Heidenheim verlieren, habe ich auf der sechsstündigen Heimfahrt genügend Zeit, das aufzuarbeiten." Beim Team von Coach Peter Neururer erkämpfte er sich einen Stammplatz und bewies sich zuletzt als wertvolle Offensivkraft. Drei Tore und zwei Vorlagen stehen in der Saison zu Buche.

Wenn Gregoritsch für Bochum die linke Außenbahn oder das Sturmzentrum bespielt, könnten die Zurufe von den Mitspielern befremdlich wirken. Denn "Gregerl" geht sich in Deutschland für viele nicht aus: "In Hoffenheim war ich Grego, in Hamburg Gregor und hier in Bochum hat sich Franz etabliert. Ich habe mich daran gewöhnt." Selbst von der Pressestelle gibt es auf Anfrage nach einem Foto von Gregoritsch nur ein Bild vom Franz.

Das "Gregoritsch-Gen"

Beim österreichischen U21-Team ist der Franz wieder der Gregerl. In 15 Spielen erzielte er dort zehn Treffer, die Qualifikation zur EM wurde dennoch verpasst. Ein Wiedersehen gibt es bei den Teamspielen mit dem Trainervater, der seinen Sohn regelmäßig einberuft. Manche Unken rufen "Protektion", der Youngster sieht es anders: "Es ist vollkommen egal, ob er mein Trainer ist oder war. Meine Familie ist der wichtigste Baustein meiner Karriere, und er hat mir unheimlich viel mitgegeben. Wir nennen es scherzhaft das Gregoritsch-Gen." (Andreas Hagenauer, derStandard.at, 6.10.2014)