Auftanken mit Wasserstoff wird nicht reichen. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner muss die teilstaatliche OMV und ihren Chef Gerhard Roiss in weniger explosives Fahrwasser bringen.

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Wien - Erste Weichenstellungen, wie die heillos zerstrittene OMV-Führung rund um Generaldirektor Gerhard Roiss auf Kurs gebracht werden soll, werden am Mittwoch vorgenommen. Da tagt das sechsköpfige Präsidium des Aufsichtsrats des Öl- und Gaskonzerns unter Vorsitz von ÖIAG-Vorstand Rudolf Kemler.

Die Minimalvariante, die sich nach zahlreichen Einzelgesprächen als wahrscheinlichste herauskristallisiert: Es wird ein Personalberater engagiert, der zumindest einen Nachfolger für Jaap Huijskes suchen soll. Der für Exploration und Produktion zuständige Vorstandsdirektor hatte im September, wie berichtet, überraschend seinen vorzeitigen Rückzug angekündigt - wegen seiner persönlichen Lebensplanung, die eine Rückkehr in die Niederlande vorsehe, wie informell betont wird. "Entnervt" über die ständigen Querelen und Intrigen innerhalb des Fünfer-Vorstands, wie Eingeweihte sagen. Die Querelen hatten im Sommer einen massiven Schub bekommen, als Kemler Huijskes als potenziellen Nachfolger für Roiss, dessen Vertrag 2017 ausläuft, ins Spiel gebracht hatte.

Huijskes' Vertrag wäre ebenfalls bis 2017 gelaufen, er soll laut OMV-Ankündigung 2016 abgehen und für eine Übergabe sorgen.

Gerüchte

Hartnäckigen Gerüchten zufolge könnte sogar die Erneuerung des gesamten Vorstands eingeleitet und Roiss bereits Ende 2014 hinauskomplimentiert werden. Das wäre die Maximalvariante, die in ÖIAG- wie OMV-Kreisen freilich als "riskant und herausfordernd" bezeichnet wird. Der teilstaatliche OMV-Konzern könnte so zeitweise führungslos sein - und: Roiss' Vertrag müsste in Zeiten von Sparpaketen abgelöst werden, was eher kein gutes Signal wäre.

In der kritischen Öffentlichkeit verkaufen ließe sich dies dennoch als österreichische Lösung: Der Vorstand wird im Gegenzug auf vier Direktoren verkleinert, wie in ÖIAG- wie OMV-Kreisen skizziert wird: Als Generaldirektor-Nachfolger wird diesfalls David Davies genannt. Der Vize-General und Finanzvorstand wird als unumstritten und vor allem fähig bezeichnet, die aufgeheizte Stimmung im Büroturm nächst der Trabrennbahn zu befrieden. Sein ebenfalls bis 2017 laufender Vertrag könnte "ein bisschen" verlängert werden, wie es heißt, um für Kontinuität zu sorgen. Damit sollte auch der zweite Staatsaktionär, Ipic aus dem Emirat Abu Dhabi (24,9 Prozent), leben können.

Ein Vorstandsdirektor für Finanzen wiederum werde sich in den Reihen der OMV wohl finden lassen und der Vorstandsdirektor für Öl- und Gasförderung würde von einem Headhunter gesucht.

Gestrichen

Ersatzlos gestrichen würde bei dieser Rochade das Vorstandsmandat Gas & Power - der Casus Belli im jüngsten OMV-Stück. Wie berichtet hatte Roiss das Ressort angesichts der Misserfolge in der Gasstrategie (Nabucco-Pipeline, Gastrading, Kraftwerke etc.) als entbehrlich bezeichnet und zur Disposition gestellt - inklusive des zuständigen Vorstandsmitglieds Hans-Peter Floren.

OMV-Präsident Kemler, dem selbst Ambitionen auf den Posten des OMV-Chefs nachgesagt worden waren, will mögliche Rochaden an der OMV-Spitze ebenso wenig kommentieren wie die Suche nach einem Personalberater. "Personalangelegenheiten kommentieren wir nicht", ließ er am Montagnachmittag ausrichten. (Luise Ungerboeck, Günther Strobl, DER STANDARD, 7.10.2014)