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Hotels mit Wohlfühleinrichtungen vom einfachen Pool bis zur veritablen Saunalandschaft haben in den vergangenen Jahren geboomt. Nun scheint der Markt gesättigt, die Zuwächse sind überschaubar.

Foto: EPA / Maxime Schmid

Wien / Bad Blumau - Zweistellige Zuwachsraten bei Hotels mit Pool, Sauna, teilweise auch Extraräumen für Gesichts- und Körperbehandlungen sind Vergangenheit. Im Zeitraum Juli 2013 bis Juni 2014 sind österreichweit netto nur zehn einschlägige Betriebe dazugekommen. Insgesamt gibt es hierzulande 1067 Hotels, die in irgendeiner Form mit Wellness werben.

"Ein Trend zeichnet sich klar ab", sagte Christian Werner, Herausgeber des eben erschienenen Relax Guide 2015 (303 Seiten, 24,80 Euro), dem STANDARD. "Die teuren Betriebe werden immer teurer, die billigen noch billiger."

Werner hat vor 16 Jahren begonnen, Hotels in Österreich, die mit Wellnesseinrichtungen locken, zu erfassen, zu testen und zu klassifizieren. Noch mehr und immer größer, lautete die Devise noch vor vier, fünf Jahren. Ein Umdenken hat nicht zuletzt die Finanzkrise gebracht. Auch die Erfahrung, dass große Badelandschaften speziell große Folgekosten nach sich ziehen, hat Wirkung gezeigt.

Klotzen allein ist zu wenig

Das sieht auch Franz Hartl von der Spezialbank ÖHT so. "Es genügt nicht, mit einer großen Wellnesslandschaft zu klotzen, die einen Rattenschwanz an Kosten für Energie und Personal nach sich zieht, die vielfach nach ein paar Jahren schon zu erneuern ist. So etwas muss auch beseelt und mit Inhalt gefüllt werden. Die Software kommt aber im Verhältnis zur Hardware leider oft zu kurz", sagte der Geschäftsführer des auf Tourismusfinanzierung spezialisierten Instituts.

Dass aber auch mit der Hardware und dem Drumherum Fehler passieren, zeigen die Ergebnisse, die das Testteam rund um Werner in den zurückliegenden zwölf Monaten zusammengetragen hat. So verfügen von den 1067 Hotels für Wellness, Kur und Gesundheit nur 284 über einen ganzjährig nutzbaren Außenpool, nur 363 über eine Liegewiese, 210 über eine Außensauna. Zudem liegen 361 Objekte an einer stark befahrenen Straße, rund ein Fünftel der Betriebe öffnen die Türen des Wellnessbereichs auch externen Tagesgästen - mit entsprechender Lärmbelästigung. Im Schnitt müssen sich elf Gäste eine Ruheliege teilen, sagte Werner bei der Vorstellung des Guide in Bad Blumau.

Zu den Besten der Besten, die von den Testern mit vier Lilien bedacht wurden, gehören einmal mehr Reiters Supreme in Bad Tatzmannsdorf, der Steirerhof in Bad Waltersdorf, das Ronacher Thermenhotel in Bad Kleinkirchheim und die Geinberg Private Spa Villas in Geinberg. Auch der Salzburgerhof in Zell am See, das Posthotel Achenkirch, Stock Resort in Finkenberg, Schalber Wellness-Residenz in Serfaus sowie Aenea Private in Reifnitz-Sekirn gehören zur Spitzengruppe.

Kräftige Verteuerung

Die Klassifizierung der Hotels erfolgte mittels eines Punktesystems, das sich an den besten Betrieben orientiert. Dabei wurde die Wellnessinfrastruktur ebenso berücksichtigt wie Service und Qualität des Essens und die Stimmigkeit des Angebots.

Gestiegen sind auch die Preise, und das zum Teil heftig. Trotz tiefer Inflation kostet der Aufenthalt in einem der empfohlenen Unterkünfte im Schnitt um gut acht Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Im Hinblick auf alle Hotels sind die Preise mit durchschnittlich 2,14 Prozent nur leicht über der Inflation gestiegen. Das liege auch daran, dass verschiedene Häuser die Auslastung durch Dumpingpreise erhöhen wollten - mit dem Risiko für Gäste, unliebsame Überraschungen zu erleben.

Einen Hinweis, dass gerade in niedrigpreisigen Häusern (aber nicht nur) gespart werde, geben Untersuchungen der Wasserqualität in den Pools diverser Hotels. "Da besteht noch großer Verbesserungsbedarf", sagte Werner. (Günther Strobl, DER STANDARD, 10.10.2014)