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Die OMV steckt in Turbulenzen. Investitionen bringen mehr Probleme als Gewinn. Interne Streitereien führen nun zum vorzeitigen Abgang von Generaldirektor Gerhard Roiss und dem von diesem attackierten Gasvorstand Hans-Peter Floren.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien – Im Gefolge des offen ausgebrochenen Streits in der OMV, die im vorzeitigen Abgang von Generaldirektor Gerhard Roiss und dem von diesem attackierten Gasvorstand Hans-Peter Floren gipfelt, fliegt nun auch das eine oder andere Fenster auf. Dies erlaubt Blicke ins tiefe Innere des Konzerns – mit 42,4 Milliarden Euro Umsatz, 2,7 Mrd. Euro Betriebsergebnis und 26.800 Mitarbeitern immerhin Österreichs größtem.

Zu sehen sind eine Vielzahl an Baustellen und jede Menge Quellen, aus denen statt Gewinnen Verluste sprudeln. Eine davon ist Econgas, Teil der insgesamt mit Problemen kämpfenden Gassparte. Die unter anderem für den Gasimport nach Österreich zuständige Großhandelstocher hat nicht nur unter den teuren Russengasverträgen zu leiden, die noch bis 2027 laufen; auch das Engagement bei einem Gasterminal in den Niederlanden hat bisher außer Riesenverlusten nichts gebracht.

Ende 2007, also noch in der Ära von Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer und Gas-Vorstand Werner Auli gab die OMV voll Begeisterung die Beteiligung am Gate-Terminal in Rotterdam bekannt. Dort sollten dereinst viele Schiffe, voll mit LNG (Liquified Natural Gas) anlanden, das verflüssigte Erdgas anschließend wieder regasifiziert und über das niederländische Erdgasnetz weiterverkauft werden. Allein – die Schiffe blieben nach Eröffnung des Terminals 2011 aus. Wegen deutlich höherer Preise, die in Japan und Korea für LNG gezahlt werden, nehmen seither viele Schiffe Kurs auf Asien. In Summe dürfte deshalb bei der OMV über die Jahre ein vierstelliger Millionen-Euro-Betrag an roten Zahlen aufgelaufen sein, wie Insider hochrechnen.

Fehler, die sich rächen

Dabei sei das Investment beim Terminal, an dem neben Econgas auch Dong aus Dänemark, die deutschen Eon und RWE sowie einige kleinere Player dabei sind, noch das Geringste der Probleme. Die OMV hat sich über Econgas verpflichtet, ein Viertel der Gesamtkapazität zu vermarkten – insgesamt drei Mrd. Kubikmeter. Ohne vermarktbares LNG fallen Kosten an, die wie ein Klotz am Bein hängen. Und bei der Schadensbegrenzung ist die OMV noch nicht sehr weit gekommen.

Dazu gesellen sich strukturelle Probleme bei der Econgas: Das Klima zwischen OMV, die dort mit 59,3 Prozent den Ton angibt, und den Mitgesellschaftern Wien Energie, EVN und Energie Burgenland ist – gelinde gesagt – unterkühlt. Auch das erleichtert nicht gerade eine Neuausrichtung.

Die Wurzeln vieler nun aufbrechender Probleme reichen in die Vergangenheit zurück. OMV-Chef Roiss, dessen Abgang Mitte nächsten Jahres in der Aufsichtsratssitzung _kommenden Dienstag fixiert werden soll, kann sich kaum auf Entscheidungen seiner Vorgänger ausreden. Er ist seit 1997 im Vorstand der OMV, von 2002 bis März 2011 war er sogar stellvertretender Generaldirektor. Als Vertrauensmann von OMV-Mitaktionär Ipic, des Staatsfonds aus Abu Dhabi (24,9 Prozent) können ihm wichtige Entscheidungen wie diese nicht entgangen sein.

Umstrittene Entscheidungen

Allein auf seinem Mist gewachsen ist der weitgehende Verkauf des Tankstellengeschäfts, das angeblich keinen Gewinn abwirft. Andere erwirtschaften damit sehr wohl Profite. Auch das verstärkte Engagement in der Nordsee war Roiss’ Entscheidung. Um knapp zwei Milliarden Euro hat die OMV der norwegischen Statoil im Vorjahr in deren Vorhof Öl- und Gasfelder abgekauft. Das hat kurzfristig für einen Hype gesorgt und den OMV-Aktienkurs (und damit auch die Bonuszahlungen an die Manager) gepusht. Bedenkt man aber, dass sich wohl kaum ein anderes Unternehmen in der Nordsee so gut auskennt wie Statoil, könnte es um die gepriesene Profitabilität der abgestoßenen Felder vielleicht nicht so gut bestellt sein. Sonst hätten die Norweger diese wohl selbst in Produktion gebracht – und nicht abgestoßen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 11.10.2014)