Bild nicht mehr verfügbar.

Vettel: Vier Titel in fünf Jahren, das sechste Jahr war verflixt.

Foto: ap/bruno

Sotschi - Die Abschiedstour bei Red Bull wird für Weltmeister Sebastian Vettel zum Desaster. Der enttäuschende achte Platz am Sonntag im russischen Sotschi ist da noch recht harmlos, viel schlimmer trifft es den viermaligen Champion beim Großen Preis der USA in drei Wochen im texanischen Austin. Zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere wird er sich ein Qualifying wohl nur als Zuschauer ansehen.

"Wir werden im Rennen am Sonntag wohl aus der Boxengasse starten", sagt Vettel. Red Bull will den Motor in seinem RB10 samt einigen anderen Teilen wechseln - und als Strafe muss der Deutsche das Rennen am Ende des Feldes aufnehmen. "Da die Regeln ja dieses Jahr ganz besonders toll sind", sagte Vettel mit sarkastischen Unterton, "macht es keinen Sinn, am Samstag an der Qualifikation teilzunehmen, wenn man da nur noch unnötig Kilometer auf den Motor fährt."

Deswegen wird sich Vettel am Tag vor dem Rennen auf dem Circuit of the Americas nicht an der Jagd nach der Bestzeit beteiligen. Es ist der Tiefpunkt einer Saison, die der Hesse wohl am liebsten ganz schnell vergessen würde. Sein Abschied nach vier Titeln in sechs Jahren zum Jahresende steht längst fest, das Engagement bei der Scuderia Ferrari gilt als beschlossene Sache, auch wenn sich die Beteiligten in Sotschi weiter bedeckt hielten.

Drei Rennen wird Vettel also noch für Red Bull bestreiten, dann endet das Kapitel. Nach dem schwachen Rennen in Russland kritisierte Vettel das Team erneut und zeigte wenig Verständnis für die angewandte Strategie. "Wir wollten am Ende frische Reifen haben, aber das hat nichts gebracht", sagte Vettel und meinte fast schon resignierend: "Ein bisschen mehr wäre drin gewesen, aber nicht viel."

Die ganze Saison ist für den erfolgsverwöhnten Zimmermannssohn zum Vergessen. Während der jüngere Teamkollege Daniel Ricciardo, eigentlich als klare Nummer zwei gekommen, schon drei Rennen gewann, wartet Vettel seit 2013 auf einen Sieg. In Brasilien hatte er beim Saisonfinale das letzte Mal triumphiert, nun liegt er mit weitem Abstand nur auf Rang fünf der WM-Wertung (143 Punkte). Am Sonntag zog selbst Williams-Pilot Valtteri Bottas (145) vorbei.

Den Silberpfeilen hat er praktisch nichts entgegenzusetzen. "Glückwunsch, sie haben es verdient", sagte Vettel knapp zum Gewinn der Konstrukteurs-WM für Mercedes. Viermal hatte er seit 2010 mit Red Bull diesen Titel gewonnen, doch nach den umfangreichen Regeländerungen sah er den WM-Führenden Lewis Hamilton (291) und den Zweitplatzierten Nico Rosberg (274) nur von hinten. Vettels Prognose für Austin überrascht jedenfalls nicht. "Es wird schwierig." (sid, red -DER STANDARD, 14.10.2014)