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Beistand von oben: Österreichs Weltraumforschung konzentriert sich vor allem auf Satellitentechnologie und -kommunikation, auf Navigationssysteme und Erdbeobachtung.

Illu.: Mike Agliolo / PhotoResearchers / picturedesk.com

Graz - Vermisste Wanderer, Lawinenabgänge oder Kletterseilschaften in Bergnot - allein in der Steiermark rückt die Bergrettung pro Jahr durchschnittlich über 1200-mal aus. Ein Zehntel davon gilt als großer Einsatz, bei dem bis zu 55 Bergretter, sechs Suchteams und Angehörige weiterer Organisationen wie Rotes Kreuz oder Kriseninterventionsteams involviert sind. Um schnelle Hilfe zu gewährleisten, müssen die Rettungskräfte gut koordiniert werden. Der Faktor Zeit kann über Leben und Tod entscheiden.

Der Schlüssel für einen effizienten Einsatz liegt in den Informationen, die den Helfern schnell und übersichtlich aufbereitet zur Verfügung stehen müssen. Klaus Aichhorn von der TeleConsult Austria will als Leiter des Projekts Sarontar (Situational Aware- ness and Command & Control of Rescue Forces in Alpine Regions) genau dafür sorgen.

Gemeinsam mit Wissenschaftern der TU Graz arbeiten er und sein Team an einer Plattform für Rettungskräfte, die Satellitennavigation und -kommunikation miteinbezieht. Das Projekt wird vom Land Steiermark und der Europäischen Weltraumagentur Esa im Rahmen des Telekommunikationsprogramms Artes 20 finanziert sowie von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt.

Sarontar soll als Einsatzleitsystem für Bergrettung und Alpinpolizei in die steirischen Landeswarnsysteme integriert werden. "Die mobilen Einsatzleiter loggen sich bei einem Einsatz mit ihrem Laptop einfach auf einer Website ein", erklärt Aichhorn. Dort bekommen sie einen Überblick über relevante Geoinformationsdaten, etwa Satellitenbilder und topografische Karten.

Auch die GPS-Position der einzelnen Teams im Feld wird eingeblendet. "Die Einsatzleiter können über eine Eingabeoberfläche etwa Suchsektoren und relevante Wegpunkte festlegen", sagt Aichhorn. So kann sichergestellt werden, dass kein Bereich übersehen oder übergangen wird. Die Kommunikation erfolgt über Textnachrichten, die die Einsatzleiter über ihr Interface verschicken.

Die Suchteams im Feld verwenden dagegen eine Smartphone-App, die das Projektteam entwickelt hat. Auch hier werde Karten, GPS-Positionen und Suchbereiche, die für das eigene Team relevant sind, dargestellt. Die Kommunikation per Textnachrichten und eine Funktion zum Versenden von Fotos wurden integriert.

Sichere Kommunikation

Für die App, die bisher für Android-Geräte vorliegt, wurde zudem eine eigene Schnittstelle für die Satellitenkommunikation programmiert. Selbst wenn ein GSM-Netz in den Bergen erreichbar ist - ein Blitzschlag in einen Handymast reicht, um die Kommunikation ausfallen zu lassen, sagt Aichhorn. "Wenn die terrestrische Kommunikation versagt, schaltet das System automatisch auf Satellit um." Die technischen Voraussetzungen dafür schaffen zum Beispiel Satellitenmodems, die aufs Smartphone gesteckt werden können. "Wir schauen natürlich, dass die übertragene Datenmenge möglichst gering gehalten wird", sagt Aichhorn. "Das ist auch ein Kostenfaktor."

Mit dem neuen System könnten Retter bereits auf dem Weg zum Einsatzort eingewiesen werden, was viel Zeit spart. Auch die Einsatzdokumentation erfolge automatisch. Die Erprobung des Systems in der Praxis beginnt Anfang 2015. "Wichtig ist, dass das System 100 Prozent sicher funktioniert. Entsprechend lange wird es getestet", sagt Aichhorn. Sobald es sich bewährt hat, soll Sarontar auch Rettungskräften in anderen Bundesländern und im Ausland angeboten werden. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 15.10.2014)