Hutter hat trotz schwerer Krankheit bis zuletzt gearbeitet. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2009.

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Wien - Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Wolfgang Hutter, einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, bereits am 26. September im Alter von 85 Jahren verstorben.

Hutter gründete gemeinsam mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner und anderen eine - im internationalen Vergleich späte - surrealistische Gruppe innerhalb des seit 1947 bestehenden Wiener Art Clubs. Erst Jahre später, 1958, prägte der Kunstkritiker Johann Muschik für sie den Begriff "Wiener Schule des Phantastischen Realismus", der sich gegenüber anderen Vorschlägen, etwa "Phantasmagoriker", wie es ihr Mentor, der surrealistische Maler Albert Paris Gütersloh angeregt hatte, durchsetzte. Bereits seit den späten 1950er-Jahren durften sich die Künstler, zu denen etwa auch Arik Brauer und Anton Lehmden zählten, über beträchtliche (Ausstellungs-)Erfolge freuen.

Verspielte Sujets

Wolfgang Hutter hatte von 1945 bis 1950 an der Akademie der bildenden Künste bei Albert Paris Gütersloh, seinem leiblichen Vater, studiert. Gütersloh war ein wichtiger künstlerischer Einfluss für Hutter, insbesondere was den bühnenartigen Aufbau seiner Bilder angeht. Hutters Werk ist gekennzeichnet durch phantastische, märchenhafte, oft verspielte Sujets - künstliche Gärten, puppenhafte Wesen und ebensolche Frauenfiguren, den sogenannten "Huttermädchen" - alles in altmeisterlicher Manier und technischer Perfektion gemalt. Es war die Akribie und Akkuratesse im Detail, die, laut Hutter, seinen Zauberreichen Glaubwürdigkeit verleihen sollte.

Die Welt als bunt schillernder Blumengarten - so vortrefflich beschrieb Eberhard Urban Hutters in surreale Buntheit getauchte und sich von bekannten Dimensionen verabschiedende Szenerien in seinem 1990 veröffentlichten Aufsatz Der Maler als Augenlüstling: "Mit einem Blumenkuss empfangen von der Mundblüte, umhaucht vom Duft von Blumen, feiern wir die Sehenswürdigkeiten in diesem Garten, Steingarten und Wolkenkuppelgarten, Huttergarten mit seinen erotisierenden Pflanzen und seinem Pflanzenballett."

Unbekannte Existenz

Mit einer Konsequenz in Stil und Sujet, die sehr wohl auch kritisch als Penetranz und Manierismus beschrieben wurde, berichtete Hutter aus seiner Zauberwelt, "deren Existenz", wie er selbst sagte, "uns bisher unbekannt geblieben ist". Nachdem sich nach einigen Jahrzehnten großer Erfolge der Publikumsgeschmack von den Phantastischen Realisten, die auch große internationale Bekanntheit erlangten, anderen Stilrichtungen und Künstlern zuwandte, erlebten Hutters Bilder zuletzt am Kunstmarkt eine gewisse Renaissance. 2011 wurde im Wiener Palais Palffy das private "Phantasten-Museum" mit Werken der Künstler aus diesem Kreis eröffnet.

Goldenes Ehrenzeichen

Wolfgang Hutter, der von 1966 bis 1977 (Professor ab 1974) an der Wiener Universität für angewandte Kunst unterrichtete, schuf neben Gemälden und Aquarellen auch Bühnenbilder, Bildteppiche und Mosaike. So ist etwa eines der großflächigen Mosaike an der Fassade des Dag Hammarskjöld Hof in Wien Floridsdorf (Abend, 1959) von ihm gestaltet worden.

Zu den prominentesten Werken aus seiner Hand zählt etwa das Wandbild Von der Nacht zum Tag (1960) im Salzburger Festspielhaus. Hutters frühe Werke sind in einigen öffentlichen Kollektionen vertreten, so etwa in jenen des Belvedere und der Stadt Wien. Letztere verlieh ihm 2011 auch das Goldene Ehrenzeichen.

Wolfgang Hutter, vierfacher Vater, war insgesamt viermal verheiratet. Seine vierte Ehefrau Edith Hutter berichtet, er habe trotz schwerer Krankheit bis zuletzt gearbeitet. Der Maler, der einst ein reiches gesellschaftliches Leben führte und Persönlichkeiten wie Bruno Kreisky zu seinen Freunden zählte, lebte sehr zurückgezogen. Er wünschte nicht, dass sein Tod bekanntgegeben wird.

Erst durch alte Freunde wie den Sammler und Galeristen Gerhard Habarta wurde nun sein Ableben bekannt. Am 16. Oktober ist Wolfgang Hutter am Döblinger Friedhof beigesetzt worden. (Anne Katrin Feßler, Hans Rauscher, DER STANDARD, 19.10.2014)