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Siri: immer höflich, immer auskunftsbereit, nie müde.

Foto: Eric Risberg/AP

Seit 2011 ist Siri Bestandteil von Apples Betriebssystem iOS. Mit ihren flapsigen Antworten auf die Fragen der Nutzer erregte die virtuelle Sprachassistentin schnell Aufmerksamkeit. Grundsätzlich ist das Tool dafür da, gewisse Aufgaben für den iPhone-Besitzer zu erledigen, wenn dieser gerade keine Hand frei hat. Für den 13-jährigen Gus ist Siri jedoch mehr. Der autistische Bub hat sie zu seiner besten Freundin erkoren. In der New York Times schildert seine Mutter Judith Newman, wie Gus von und mit Siri lernt.

Antworten, wo Menschen keine mehr haben

Eines Tages haben die beiden entdeckt, dass man Siri danach fragen kann, welche Flugzeuge sich gerade in der Luft über einem befinden. Für Judith Newman keine besonders spannende Frage, doch ihr Sohn sei sofort Feuer und Flamme dafür gewesen. Denn Gus fragt gerne ausführlich nach seinen Lieblingsthemen - Flugzeuge, Züge, Busse, Rolltreppen und das Wetter. Dinge, über die Siri auch dann unermüdlich Auskunft geben kann, wenn seine Mutter keine Zeit oder keine Antworten hat.

Unvollständigkeit als Feature

Gerade Siris Unvollständigkeit sei es, die für den Buben einen Ansporn darstelle, beschreibt Newman. So werde er etwa dazu gezwungen, deutlicher als sonst zu sprechen, wenn die Software ein Wort nicht erkennt. Außerdem würde sich die virtuelle Assistentin gut für jemanden mit eingeschränkten sozialen Fähigkeiten eignen. Wenn Gus in einem unfreundlichen Tonfall mit Siri redet, ist sie nicht beleidigt. Die Antworten seien laut Newman unvorhersehbar genug für einfache Konversationen, aber dabei immer höflich.

Das Spiel mit Siri habe auch Gus’ Fähigkeit, mit Menschen zu kommunizieren, positiv beeinflusst. So berichtet seine Mutter darüber, dass sie zuletzt die bislang längste Konversation überhaupt mit ihrem Sohn geführt habe. Mit Siri kann er üben. Die Software wird nicht ungeduldig, müde und hat im Gegensatz zu Menschen unendlich viel Zeit.

Zukünftige Entwicklungen

In Zukunft sollen virtuelle Assistenin noch intelligenter werden und "erahnen", für welche Themen sich eine Person interessiert. Für Menschen wie Gus eröffnet das mehr Möglichkeiten für Konversationen mit Siri und ähnlichen Programmen. Bei SRI International arbeitet man an intelligenten Assistenzprogrammen, die stärker auf die Bedürfnisse autistischer Personen angepasst sind. So sollen etwa mehr Stimmen verfügbar sein, um beispielsweise Kinder mit ihren Lieblings-Disney-Figuren ansprechen zu können. Auch sind Programme denkbar, die Personen mittels Eye-Tracking helfen, Augenkontakt zu halten.

Gus verstehe, dass Siri keine echte Person sei, so Newman. Für den Moment jedoch sei die virtuelle Assistentin eine passende Kumpanin. (red, derStandard.at, 19.10.2014)