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Bock (re.) vs. Geißbock: Der Manner-Träger aus Wien ist gegen den ballesterischen Hudler aus Dortmund nicht eingestürzt. Im Gegenteil.

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Köln - Der einzige österreichische Fußballtrainer, der ohne Rüge durch die Befürworter des heimischen sprachlichen Reinheitsgebotes "Jungs" sagen darf, heißt Peter Stöger. Es ist ihm quasi nachgesehen worden, da er doch verstanden werden wollte von seinen Buam, als er nach dem 2:1-Heimsieg über Dortmund in die rheinischen Stenoblöcke und iPhone-Geräte diktierte: "Ich kann den Jungs nur gratulieren."

Man sei darüber hinaus "sehr, sehr glücklich", alles weitere wurde dann - dem Vernehmen nach - von allen an allen Kölschtheken ausdrücklich und ausführlich gut geheißen. Die ganze Stadt, so wird berichtet von dort, böckelte wieder ganz ordentlich.

Peter Stöger war, wie er immer ist: ausgesprochen cool. Klar, "der Sieg war besonders wichtig, weil wir uns vom Gefühl her in den vergangenen Wochen schon positiv präsentiert haben". Nun seien auch Punkte dazu gekommen. Dennoch: "Wir haben jetzt trotzdem noch sehr viel zu tun, um in der Liga bestehen zu können."

Das gilt - dummerweise für ihn - auch beim Reviernachbar in Dortmund. Acht Runden sind gespielt, fünf davon hat der Vizemeister und Champions Leaguist nicht gewonnen, bei den Kölner Geißböcken die dritte Partie in Folge überhaupt in den Sand gesetzt. Und nun sah man Jürgen Klopp, wie man ihn noch nie gesehen hat: nicht rast-, sondern ein bisserl ratlos.

Klopp'sche Einsicht

Der Mann, der allen Nachwuchstaktikern das Gefühl hat vermitteln können, den Ball neu erfunden zu haben, lernt offenbar gerade die fundamentalste ballesterische Wahrheit: Es sind auch schon Hausherren gestorben. Auch und gerade die von Klopp auch mimisch so sehr in jede Analyseshow getragene Spielauffassung von den akzelerierten Kontraattacks - ruck, zuck, Tor - ist im Grunde ein Matchplan wie jeder andere auch, weshalb die Klopp'sche Einsicht - "Wir haben eine Art Fußball gespielt, die absolut keinen Sinn macht" - die Aussicht gewissermaßen zu trüben vermag: "Wir hatten eine hohe Fehlpassquote, haben einfache Fehler begangen, die richtig wehtaten. Diese Fehler müssen wir abstellen. Nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt."

Auch hier also: Von der Balleroberung zum Tor in allerwindigster Eile. Man darf gespannt sein, zumal der Manager dem Trainer rechtgebend ins Wort fällt. "Sogenannte Führungsspieler machen kapitale Böcke", erklärte Michael Zorc nach dem Spiel bei den Geißböcken. "Man darf es gern Krise nennen. Wie auch sonst?"

Dortmund, auf Tabellenplatz 14, ist so schlecht wie seit fünf Jahren nicht ins Jahr gestartet. Dabei - Zorc: "Das ist ja das Fatale" - läuft es in der Champions League durchaus rund. 2:0 gegen Arsenal, 3:0 gegen Anderlecht. Wär' direkt österreichisch, würde man an "Doppelbelastung" denken.

Oder unösterreichisch, wie in Stuttgart zu beobachten war. 3:0 führten die Gäste aus Leverkusen. Die Teamspieler Florian Klein und Martin Harnik trugen die Kraft des heimischen 1:0 über Montenegro zum 2:3 und 3:3. Ihr Kapitän, Christian Fuchs, spielte auf Schalke gegen die Berliner Hertha durch (2:0). Bitter dagegen die Bilanz von Werder. Sebastian Prödl und Zlatko Junuzovic wurden von den Bayern in München mit 6:0 regelrecht zerlegt, sie blieben somit souveräner Letzter. David Alaba zerlegte nur bis zu Pause mit, er wurde leicht verletzt ausgetauscht. (sid, wei, DER STANDARD, 20.10.2014)