Kawasaki GPZ 500. Was war das für ein heißes Eisen. Trotzdem: Winterjacke im Sommer. Leder hatte ich damals nicht, aber den unbändigen Willen zu fahren. Die Leih-GPZ beim Mopedtandler ums Eck war damals das höchste der Gefühle für mich. Die Miete für einen Tag konnte ich grad noch aufbringen – viel Geld hab ich für mein Zeugnis damals nicht gekriegt. Himmel. der Bock war die Verkleidung gewordene Supersportgewalt. Damals.

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Klar, heute lachen wir, wenn wir daran denken, wie wir uns damals über gedrosselte 500er gefreut haben. Dass damals eine schnurgerade Bundesstraße eine Rennstrecke war, dort wo der 70er aus war. Und bei welchen Schräglagen wir damals schon geglaubt haben, dass jeden Moment der Lenker aufsetzen müsst. Zumindest bei mir war das so. Damals war ich noch ein Held. Damals hat mich aber auch der Meklau noch nicht am Hinterradl überholt, am Pann, hinten vor der 180 Grad Rechts. Wo ich eh schon am letzten Drucker bremst hab, hat er innen stehen lassen. Die Suzuki nämlich, am Hinterradl, beim Beschleunigen.

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Mögen die jungen Wilden da draußen nie die Erfahrung machen, dass es immer einen Schnelleren gibt. Mögen sie ewig glauben, dass die Beherrscher aller Leistung sind, wenn sie einen alten Saugerdieselgolf an der Ampel, oder am Ende der 70er-Zone verblasen. Das gönne ich ihnen. Weil es so schön ist. Und die GPZ dazu. Die aktuelle halt. Die heißt nun nicht mehr Kawasaki, nicht mehr GPZ, die heißt jetzt Yamaha und R3.

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Während wir schon gespannt auf die neue R1 warten, die ja unweigerlich kommen wird, und mit der uns die Japaner schon seit ein paar Tagen den Mund wässrig machen, schieben da jemand plötzlich eine 300er Supersportler vor den Vorhang, auf die Bühne. Na geh, mag jetzt denken, wer wegen der Liter-Sportlerin schon in der Loge hin und her rennt.

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Dabei lohnt sich ein zweiter Blick. Denn es wäre gut möglich, dass die R3 schon ein wenig vom Design der Kilo-R vorwegnimmt. Und so schlecht wäre das gar nicht.

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Aber zurück zur Seidel-Sportlerin. 312 Kubikzentimeter hubraumen die beiden Zylinder. Fast eine kleine Büchse Tschopperlwasser. Genug für 42 PS bei 10.750 Umdrehungen und fast 30 Newtonmeter Drehmoment bei 9.000 Umdrehungen. Und da haben wir auch schon den Grund, warum die Kawasaki klein beigeben muss.

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Die 300er-Ninja hat mit 296 Kubikzentimeter weniger Hubraum, deshalb auch mit 39 PS weniger Leistung und mit 27 Newtonmeter weniger Drehmoment. 174 Kilogramm wiegt sie fahrfertig – mit ABS, denn das hat die R3 serienmäßig. Die Yamaha bringt aber nur 169 Kilogramm auf die Waage.

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Die schärfste Konkurrentin für die Yamaha ist daher orange und kommt aus Mattighofen. Die KTM RC 390 holt aus 373,2 Kubikzentimeter 44 PS, und wiegt trocken (sic!) 147 Kilogramm. Beide begnügen sich mit einer Bremsscheibe vorne und einer hinten. Da entscheiden also Preis –da wird wohl nicht viel um sein –persönliche Vorliebe beim Design, und möglicherweise das Handling und ob man auf einen Zylinder wie bei der KTM, oder auf derer zwei in einer Reihe wie bei der Yamaha steht.

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Yamaha trommelt natürlich fest auf die eigene Brust und wird nicht müde R1-Know-how und -Performance in die R3 zu dichten. Was davon stimmt, werden wir ohnedies irgendwann erfahren. Bis dato war das Supersportgeheul, egal ob bei runtergebüchsten Nackten oder Mini- und Mikro-Sportlern immer ein bisserl gar weit her geholt. Und bei einem 140er-Hinterreifen dürfte vom R1-Handling nicht viel übrig bleiben, auch wenn die R3 genau deswegen eine Schwinge bekommen hat, die gleich lang ist wie jene der R1. Das übliche Messerwetzen halt.

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Aber selbst das ist im Endeffekt egal, wenn du mit der Winterjacke im Sommer im Eissalon sitzt, gerade einen Fiat Ducato verblasen hast, und einen kleinen Espresso mit dem inzwischen dritten großen Glas Leitungswasser trinkst. Denn es drückt nur die Blase – und du kannst nicht aufstehen, weil ja gerade dann jemand vorbeigehen könnte, der dich kennt und vor Ehrfurcht erstarren soll – und nicht das Geldbörsel, aus dem wie nix schnell einmal sechs Plärra purzeln sollen, damit das Eisen dein ist. Bleibt also der Traum und der Wunsch nach einer billigen Miet-R3. Oder einer generösen Oma. Bei letzterer: Lieben Gruß, sie soll auch was fürs Leder springen lassen. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 20.10.2014)

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Yamaha YZF-R3

Motor: 2 Zylinder-4-Takt-Motor, DOHC, 4 Ventile
Hubraum: 321 ccm
Leistung: 30,9 kW (42 PS) bei10.750 U/min
Drehmoment: 29,6 Nm bei 9.000 U/min
Kraftübertragung: 6-Gang-Schaltung, Kette
Radaufhängung vorne: 41 mm Teleskop-Gabel
Radaufhängung hinten: Schwinge
Bremse vo.: Scheibenbremse, Ø 298 mm, 2-Kolben, ABS
Bremse hi.: Scheibenbremse, Ø 220 mm, 1-Kolben, ABS
Reifen vorne: 110/70 17M/C
Reifen hinten: 140/70 17M/C
Gewicht vollgetankt: 169kg
Sitzhöhe: 780 mm
Preis: noch nicht bekannt

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