Bild nicht mehr verfügbar.

"Neutralität und Souveränität gehören zusammen, sie sind Geschwister", sagt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Foto: apa/techt

Bild nicht mehr verfügbar.

Für den Konflikt in der Ukraine macht Strache die USA verantwortlich.

Foto: apa/techt

Johann Gudenus zitiert Grillparzer: "Es ist ein gutes Land, wohl wert, dass sich ein Fürst sein unterwinde!" Dann betritt der Fürst alias FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache unter Applaus die blau beleuchtete Bühne. Hinter ihm drei rot-weiß-rote Österreich-Flaggen und alle neun Landesflaggen. Im barocken Saal des Palais Auersperg spricht er in seiner staatsmännisch inszenierten Rede anlässlich des Nationalfeiertags am Sonntag zu seinen Anhängern. "Erklärung zu Österreichs Neutralität" steht auf dem blauen Schild vor seinem Rednerpult.

In der Rede vor rund 200 Gästen, die auf goldenen Stühlen mit roten Samtpolstern sitzen, geht es vor allem um den Ukraine-Konflikt und die Sanktionen gegen Russland. Das Publikum trägt rot-weiß-rote Mascherln am Revers, die bereits am Eingang verteilt wurden. Neben dem Wiener Gemeinderat Johann Gudenus sind freiheitliche Nationalratsabgeordnete, Wiener Landespolitiker und ehemals aktive Politiker wie etwa der frühere Nationalratspräsident Martin Graf und die niederösterreichische Landespolitikerin Barbara Rosenkranz darunter. So mancher der männlichen Gäste hat einen Schmiss auf der Wange.

"Neutralität wird ausgehöhlt"

FPÖ-Chef Strache trägt einen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte. "Neutralität und Souveränität gehören zusammen, sie sind Geschwister", sagt er. Diese "Güter und Werte" seien gefährdet, die Neutralität würde sukzessive ausgehöhlt. Als Beispiel nennt er die Teilnahme Österreichs an den Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts. "Sanktionen sind Wirtschaftskrieg, sie führen zur weiteren Eskalation."

USA und Ukraine-Konflikt

Für den Konflikt in der Ukraine macht Strache die USA verantwortlich. Es sei das geopolitische Interesse der USA gewesen, dass zwischen der EU und Russland kein Wirtschaftsabkommen zustande gekommen sei. Deshalb hätten die USA Putin "zum Diktator, zum zweiten Hitler" gemacht. Während der olympischen Spiele in Russland sei dann "rein zufällig" der Protest am Maidan in der Ukraine ausgebrochen.

Strache geht davon aus, dass dieser Protest von "westlichen Geheimdiensten" unterstützt wurde. Statt sich an Sanktionen gegen Russland zu beteiligen, hätte Österreich vermitteln sollen. "Faymann hat die Neutralität verraten." Strache wird mit Applaus belohnt, als er sagt: "Wir Freiheitlichen müssen stärker werden, um die Neutralität und Souveränität hochhalten zu können."

"Zentrum des Islamismus"

Am meisten Zustimmung vom Publikums bekommt Strache aber erst, als es um sein Leibthema geht: die Zuwanderung. Die Gelassenheit vom Anfang der Rede ist vorbei, er gestikuliert, es wird häufiger geklatscht. "Wien wird neben Sarajevo zum Zentrum des Islamismus in Europa, wo rekrutiert und finanziert wird", ruft der FPÖ-Chef. "Der Islam hat den Weltherrschaftsanspruch, das können und werden wir in Europa nicht akzeptieren."

Die Bilder der Hinrichtungen durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) seien "ein grausamer Vorgeschmack auf das, was uns bevorstehen kann, wenn wir nicht endlich gegensteuern und diese Entwicklungen ernst nehmen." Man müsse Flüchtlingen Asyl geben, wenn sie bedroht würden, aber: "Asyl darf nicht so weit gehen, dass die abendländische Gesellschaft beendet wird."

Vom Bürgerkrieg bedroht

Doch nicht nur im Islam sieht Strache Konfliktpotenzial, sondern auch in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU im Allgemeinen. Die Gewaltbereitschaft der Menschen steige dadurch, dass ihnen das Geld aus der Tasche gezogen werde. Dadurch sei auch Österreich von einem Bürgerkrieg bedroht. "Wir leben nicht auf einer Insel der Seligen." Gerade deshalb sei es so wichtig, dass das Land sich selbst verteidigen könne. Durch den Sparkurs beim Bundesheer, der einer "Bankrotterklärung" gleiche, sieht Strache diese Fähigkeit gefährdet.

Die Einsparungen seien eine "bewusste Strategie", damit Österreich nicht mehr verteidigungsfähig sei und ein Berufsheer eingeführt werden müsse. "Dann ist es nicht mehr weit bis zur Nato." Die Freiheitliche Partei sei ein "Mahner", der das nicht zulassen wolle.

Nach einer Stunde steht die Luft in dem kleinen Saal im Palais Auersperg. Straches Rede ist zu Ende. Das Publikum erhebt sich, um die österreichische Hymne zu singen. Gesungen wird die alte Version, von den großen Töchtern ist nichts zu hören. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 21.10.2014)