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Foto: APA/EPA/JIM HOLLANDER

Jerusalem - Israelische Archäologen haben am Dienstag einen rund 1.900 Jahre alten Gedenkstein mit lateinischer Inschrift präsentiert, der den Historikern wichtige Anhaltspunkte für die Ursachen des Jüdischen Aufstands in den Jahren 132 bis 136 liefert. Die dem römischen Kaiser Hadrian gewidmete Inschrift auf dem rechteckigen Stein mit Kantenlängen von einem und eineinhalb Metern war kürzlich in der Nähe des Damaskustors gefunden worden, einem der acht Zugänge in die Jerusalemer Altstadt. Die israelische Altertums-Behörde sprach von "einer der wertvollsten lateinischen Inschriften", die jemals in der Heiligen Stadt gefunden worden seien.

Die sechs in den weißen Hartkalkstein gravierten Zeilen sind eine Würdigung der römischen Armee für den Besuch von Kaiser Hadrian im Jahr 130. Der eine Tonne wiegende Stein gehörte ursprünglich wahrscheinlich zu einem Eingangsportal oder einer Säule. Später wurde er für die Umfassung einer tiefen Zisterne verwendet, wo er gefunden wurde.

"Wir haben hier ein Schriftzeugnis im Medium Stein und zugleich den Überrest eines früheren Monuments", erklärte Ausgrabungsleiterin Rina Avner bei der Präsentation. Wichtig für die Forscher ist, dass der kaiserliche Besuch und damit der Bau des Monuments vor der Bar-Kochba-Revolte gegen das Römische Reich stattfand, die schließlich in einer Niederlage und der Zerstörung der letzten Reste eines jüdischen Gemeinwesens in der Provinz Judäa führte. Bis heute sind sich die Geschichtsforscher nämlich nicht einig, was zu dem folgenschweren Aufstand führte.

Des Kaisers Baupläne als möglicher Auslöser für Revolte

Eine oft verfochtene These ist, dass Kaiser Hadrian mit seiner Entscheidung, das im Jahr 70 samt dem Jüdischen Tempel weitgehend zerstörte Jerusalem unter dem Namen Aelia Capitolina, in Anlehnung an seinen Namen Aelius, inklusive großer römischer Kultbauten neu zu errichten, die Revolte auslöste.

Diese These könnte durch den Fund gestützt werden. Dieser belege, "dass in der Stadt zwei Jahre vor dem Aufstand eine römische Bautätigkeit mit offiziellen Gebäuden bestand", erläuterte Archäologin Avner. Damit entscheide sich zwar nicht die Geschichtsschreibung, "aber die Inschrift ist ein weiteres wichtiges Stück in dem Puzzle, das wir schon seit langer Zeit zusammensetzen wollen". (APA/red, derStandard.at, 21.10.2014)