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Vierzig Millionen Euro gehen heuer noch durch die Hände der Bundes-Sportkonferenz.

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Gotschke führt die Geschäfte des Fonds, der Sport fördert.

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Wien - Ein Zehntel kommt selten allein. Schon bald wird das wirklich große Stück des vierzig Millionen Euro schweren Spitzensportförderungskuchens verteilt. Und auch dafür zeichnet die 2013 gegründete Bundes-Sportkonferenz des sogenannten Bundes-Sportförderungsfonds (BSFF) verantwortlich, die vier der vierzig Millionen bereits vergeben hat, indem sie ein dann heftig diskutiertes Ranking der 60 heimischen Sportverbände erstellte. Das Geld wurde unter den 25 vorderen Verbänden aufgeteilt, die 35 anderen gingen leer aus. Handball - nur eines von etlichen schwer nachvollziehbaren Resultaten - landete auf dem 37. Platz.

Bei der Zusammensetzung der Bundes-Sportkonferenz sieht man auf den ersten Blick, dass sie einen zweiten Blick wert ist.

Wer ist wer und wo

Erster Blick: Vorsitzende der Konferenz ist Astrid Stadler, Präsidentin des Bob- und Skeletonverbands, ihr Stellvertreter ist Herbert Kocher, Präsident der Bundes Sport Organisation (BSO) und ehemaliger Vize des Radsportverbands. Weitere quasi dem Sport entsprungene Konferenz-Mitglieder sind ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, ÖFB-Präsident Leo Windtner, Ralph Vallon, Präsident des Leichtathletikverbands, und Ex-Ruderweltmeister Christoph Schmölzer. Der Handballbund ist nicht vertreten. Wobei sich Schmölzer "von jedem Ranking distanziert. Dass ein Ranking erstellt wird, dem habe ich nie zugestimmt."

Zweiter Blick: Der Bundes-Sportkonferenz steht der sogenannte "Beirat Spitzensport" zur Seite. Vorsitzender ist der Sportwissenschafter und Psychotherapeut Thomas Wörz, zu dessen Klienten unter anderem österreichische Skifahrer und Golfer zählten oder zählen. Weitere bekannte Mitglieder des sechsköpfigen Beirats sind Ex-Kanuweltmeisterin Uschi Profanter und Hans Holdhaus, der Chef des Instituts für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB) in der Südstadt. Das IMSB listet auf seiner Webseite Verbände jener Sportarten auf, denen es dient - Badminton, Basketball, Beachvolleyball, Boxen, Faustball, Fechten, Fußball, Handball, Hockey, Judo, Kanu, Karate, Leichtathletik, Rad, Ringen, Rudern, Segeln, Schwimmen und Wasserspringen, Taekwondo, Tennis, Triathlon, Volleyball sowie Behindertensport.

Aufregung

Ein ungenannt bleiben wollender Sportfunktionär regt sich auf: "Da sind wirtschaftliche Interessen, ja, Abhängigkeiten gegeben. Da entscheidet einer mit, welche Verbände wie unterstützt werden, gleichzeitig wird er selbst von Verbänden bezahlt. Ein klassischer Interessenkonflikt." Das IMSB führt nach eigenen Angaben bei den Sportlern "regelmäßige Tests durch, erarbeitet Trainingspläne und führt laufend Trainingsberatungen sowie teilweise auch Trainingssteuerung durch".

Klar dürfte sein, dass die Tätigkeit im Beirat mit viel Arbeit verbunden ist. Laut Wolfgang Gotschke, Geschäftsführer des BSFF, sieht sich jeder der sechs Beiräte die eingereichten Unterlagen von zehn Verbänden an, dann setzt er sich mit einem zweiten Beirat zusammen und vergleicht. Profanter hat "wirklich zufällig auch den Kanuverband erwischt, das war eigentlich nicht so vorgesehen". Am Ende gehen alle sechs Beiräte die Unterlagen der sechzig Verbände noch einmal gemeinsam durch. Die Verbände hatten Projekte zu präsentieren, oft umfassten die Unterlagen mehrere Hundert Seiten. Gotschke: "Die Beiräte haben nicht gewusst, was da auf sie zukommt." Ende November sollen die Verbände wissen, wie sie aussteigen.

In Deutschland übrigens droht der Curling-Verband, seit 1998 bei allen Olympischen Spielen vertreten, um Spitzensportförderungen umzufallen. Österreichs Curlingverband, noch nie bei Olympia, wurde vom BSFF unter 60 Verbänden auf Rang 36 gereiht. Unmittelbar vor Handball. (Fritz Neumann - DER STANDARD, 22.10. 2014)