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Im Bezirk Liezen stürzte ein Baum auf einen Pkw.

Foto: APA/BFV LIEZEN/SCHL‹SSLMAYR

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Ein Laufhaus in Traiskirchen wurde schwer beschädigt.

Foto: APA/FF MOELLERSDORF

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Sturmschaden an einem Haus in Neukirchen an der Enknach.

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Die Berufsfeuerwehr Liezen bei Aufräumarbeiten in Altirdning.

Foto: APA/BFV Liezen/CHRISTOPH SCHLÜSSLMAYR

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In Perchtoldsdorf in Niederösterreich war man am Mittwoch mit Aufräumarbeiten beschäftigt

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Wien - Zu einem Wettersturz mit Starkregen sowie Sturmböen von über 120 km/h im Flachland und 155 km/h auf den Bergen ist es in der Nacht auf Mittwoch in ganz Österreich gekommen. Ausläufer des Hurrikans "Gonzalo" zogen in Form einer Kaltfront von Westen her über das Bundesgebiet. Die Feuerwehren waren hauptsächlich damit beschäftigt, umgestürzte Bäume zu entfernen. Es kam zu Schäden auf Autobahnen und im Bahnnetz. Verletzt wurde nach derzeitigem Kenntnisstand niemand.

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Grafik: APA

Ein Baum war in Niederösterreich auf die Oberleitung der Westbahnstrecke gestürzt, wonach es am Mittwoch im Abschnitt Unterpurkersdorf - Neulengbach nur eingleisigen Verkehr gab. Für einige Züge wurde ein Schienenersatzverkehr mit Autobussen eingerichtet, sagte ÖBB-Sprecher Christopher Seif.

Windspitzen über 100 km/h in Wien

Unregelmäßigkeiten und Verspätungen gab es laut Seif auch auf der S-Bahn-Strecke in Wien. Zwischen Praterstern und Floridsdorf hatte ein Ast die Oberleitung beschädigt. Der Betrieb in diesem Abschnitt verlief in der Früh ebenfalls nur eingleisig. Der Sturm riss einen Lampenkopf der Beleuchtung auf der Südautobahn (A2) bei Vösendorf fast ab. Durch die erforderliche kurzzeitige Sperre einer Fahrspur in Richtung Wien kam es zu Verzögerungen im Frühverkehr, berichtete die Asfinag in einer Aussendung.

In der Wiener Innenstadt erreichte der Sturm laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine Geschwindigkeit von 102 km/h, bei der Jubiläumswarte 125 km/h. Die Wiener Berufsfeuerwehr verbuchte "in etwa 100 zusätzliche Einsätze", sagte deren Sprecher Christian Feiler der APA.

Größere Schäden in Traiskirchen

Die niederösterreichischen Feuerwehren verzeichneten bis in die Morgenstunden etwa 150 Einsätze. 550 Helfer waren laut Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos in Tulln, aufgeboten. Die meiste Arbeit hatten die Hilfsmannschaften laut Resperger in den Bezirken Amstetten, St. Pölten, Melk und Scheibbs.

Größeren Schaden gab es in Möllersdorf in der Gemeinde Traiskirchen (Bezirk Baden). Das Dach eines Laufhauses war gegen 2.20 Uhr abgedeckt worden, über die B17 und die Gleise der Wiener Lokalbahnen und letztlich gegen ein Reihenhaus geschleudert worden, dessen Fensterscheiben barsten.

Stromausfälle in der Steiermark

In der Steiermark war vor allem das Oberland betroffen. Rund 1.500 Haushalte waren in der Früh ohne Strom, gab die Energie Steiermark bekannt. Diese Zahl hat sich durch die Reparatureinsätze seither deutlich reduziert. Die Ausfälle seien eher kleinräumig gewesen, vor allem in bewaldeten Trassengebieten. Laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrverbands, Thomas Meier, standen in der Steiermark seit Mitternacht 114 Wehren mit rund 900 Feuerwehrleuten im Einsatz.

Im Burgenland waren laut einer Sprecherin der Landessicherheitszentrale neun Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume und Pumparbeiten beschäftigt.

2.300 Helfer in Oberösterreich

In Oberösterreich waren sogar gut 2.300 Helfer in 185 Einheiten unterwegs, sie absolvierten 485 Einsätze. Etliche Häuser wurden abgedeckt und Bäume umgerissen. Kaum ein Landesteil wurde verschont. Nach vorläufigen Meldungen gab es zumindest einen Verletzten.

Gegen 22 Uhr wurden die ersten Schäden im Innviertel gemeldet, von da an gingen bis 2 Uhr nahezu pausenlos irgendwo im Land die Sirenen. Bäume knickten um, blockierten Straßen und beschädigten Stromleitungen. Laut Energie AG waren knapp 20.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom.

Feuerwehren in Salzburg und Kärnten im Einsatz

Im Bundesland Salzburg waren zwischen 22.45 und 1 Uhr 780 Feuerwehrmänner bei mehr als 100 Einsätzen unterwegs, wie der Landesfeuerwehrverband in der Nacht mitteilte. Im Pinzgau wurden zwei Häuser abgedeckt, im Flachgau stürzte ein Gerüst um. Umgestürzte Bäume sorgten zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald für eine Streckensperre, es wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Rund 100 Einsätze bescherte "Gonzalo" in der Nacht auf Mittwoch den Kärntner Feuerwehren. Am Vormittag waren immer noch rund 3.000 Haushalte ohne Strom, nachdem umstürzende Bäume zahlreiche Leitungen abgerissen hatten. In der Nacht waren in mehreren Bezirken 8.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Reparaturtrupps hatten Probleme, zu den Einsatzorten zu gelangen, da viele Straßen wegen umgestürzter Bäume unpassierbar waren.

Zwischen Feldkirchen und Glanegg waren voraussichtlich bis Donnerstagmitternacht keine Bahnfahrten möglich, auch hier wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Zehntausende Haushalte in Tirol ohne Strom

In Tirol kam es durch abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume zu zahlreichen Stromausfällen, 30.000 Haushalte waren zwischenzeitlich ohne Strom. Zwischen 22 Uhr und Mitternacht seien vor allem die Bezirke Kufstein und Schwaz betroffen gewesen, sagte Klaus Schüller von der Stromnetz Tirol AG der APA. Die Inntalautobahn (A12) zwischen Wörgl und Wiesing wurde wegen zahlreicher auf die Fahrbahn gestürzter Äste von 22.30 Uhr bis Mitternacht gesperrt.

In Vorarlberg war die Feuerwehr 122-mal im Einsatz, und das seien nur jene Fahrten gewesen, die über die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle beauftragt wurden, sagte Feuerwehreinsatzleiter Dietmar Pfanner der APA. Die meisten Einsätze seien im Rheintal und im Bregenzerwald zu verzeichnen gewesen, im Montafon und am Arlberg gab es hingegen nur je einmal Alarm. "Das Gute", so Pfanner, "es gab nur Sachschäden. Weder Einsatzkräfte noch andere Personen wurden verletzt."

Schäden auch im benachbarten Ausland

Auch in den Nachbarländern verursachte die Unwetterfront vielerorts Verkehrsbehinderungen. Umgestürzte Bäume und Gegenstände auf der Fahrbahn störten in der Schweiz den Straßen- und Schienenverkehr. 180 km/h erreichten dort die Windspitzen des "Gonzalo"-Ausläufers. In der Romandie war die Autobahn A5 in Richtung Neuenburg zwischen Yverdon-West und Neuenburg wegen diverser Gegenstände auf der Fahrbahn ab 21.30 Uhr vorübergehend gesperrt, wie der Verkehrsinformationsdienst Viasuisse am Abend mitteilte.

Ähnliche Probleme gab es in Bayern, wo der Sturm Schäden in Millionenhöhe anrichtete. Allein der größte Vorfall in München richtete einen Schaden von etwa 500.000 Euro an, als ein 80 Quadratmeter großes Blechdach auf eine Straße geweht wurde. Im Landkreis Starnberg wurde eine Frau leicht verletzt, als ein Baum auf ihr Auto fiel und die Windschutzscheibe zerstörte. Die Frau kam mit Augenverletzungen in ein Krankenhaus. In Nürnberg zerstörte der Sturm zwei Zelte, in denen Flüchtlinge untergebracht waren.

In Köln waren die starken Windbspitzen Ursache, dass eine Seilbahn über den Rhein während des Betriebs ausfiel. Ein Elternpaar, ein Säugling und ein zwei Jahre alter Bub waren am Dienstagabend nach stundenlangem Warten von Höhenrettern aus der 40 Meter über dem Fluss hängenden Gondel abgeseilt worden. Sie blieben unverletzt

In Slowenien mussten Feuerwehren Sturmschäden beseitigen, zahlreiche Häuser wurden überflutet, Erdrutsche drohten. Im oberkrainischen Tal Poljanska dolina mussten in der Nacht mehrere Familien evakuiert werden. Zahlreiche Gebäude in den Orten rund um Skofja Loka wurden überflutet. Durch die Niederschläge wurden auch mehrere Straßen unbefahrbar.

Nachhaltiger Wechsel

Der massive Wetterwechsel ist nachhaltig. "In der Nacht auf Donnerstag sinkt die Schneefallgrenze bis auf 900 bis 600 Meter ab, also bis in viele Alpentäler. In den Tallagen fallen zwischen fünf und 15 Zentimeter nasser Neuschnee, oberhalb von 800 Meter sind 25 bis 40 Zentimeter möglich", erwartete der Wetterdienst Ubimet.

Laut ZAMG sind die heftigsten Böen zwar vorüber, der Wind bleibt aber kräftig bis stürmig. Umstürzende Bäume können weiterhin für Probleme sorgen. (APA/red, derStandard.at, 22.10.2014)