Der Österreichische Alpenverein rät nicht prinzipiell von Klettersteig-Touren mit Kindern ab. Sicherung ist aber ein Muss.

Foto: Alpenverein/Heli Düringer

Vergangene Woche starben ein Vater und sein dreijähriger Sohn bei einem Absturz am Klettersteig auf der Hohen Wand. Der zweite Sohn (5) schwebt seit dem Unglück in Lebensgefahr. Die Route gilt in der Literatur als einfacher Klettersteig mit dem Schwierigkeitsgrad "A leicht" und sei für Jugendliche und Anfänger "sehr gut geeignet". In einem Kletterführer ist der "beliebte Aufstiegsweg" zum Hubertushaus gar mit einem Kinder-Smiley versehen.

Sind Klettersteige für Kinder prinzipiell ungeeignet? Nein, erklärt der Österreichische Alpenverein. "Wir raten sicher nicht davon ab, mit Kindern die Herausforderung auf Klettersteigen zu suchen", heißt es dort. Aber: "Es muss klar sein, dass das Klettersteiggehen immer mit einem Absturzrisiko verbunden ist. Bereits bei einem kleinen Fehler oder mangelhafter Ausrüstung besteht Lebensgefahr." Die Frage ist also, wie man die Steige mit Kindern begeht.

Zusätzliche Sicherung

Am Klettersteig und auch auf gesicherten Wegen müssten Erwachsene ihre Schützlinge intensiv betreuen und gegebenenfalls zusätzlich sichern, so der ÖAV. "Eine Eins-zu-eins-Betreuung ist notwendig, um auf das Kind eingehen zu können und es entsprechend anzuweisen, schwierigere Passagen konzentriert und achtsam zu überwinden", sagt Michael Larcher, Leiter der Bergsportabteilung im Alpenverein. Außerdem sei genaue Planung im Vorfeld unumgänglich.

Die Jüngsten geben Schwierigkeit vor

So müssen Eltern oder Erziehungsberechtige bereits bei der Planung der Tour sichergehen, dass ein Klettersteig für Kinder geeignet ist. Sowohl Klettersteigtyp und Schwierigkeit als auch Länge und Rahmenbedingungen müssen bedacht werden. "Wir Erwachsenen sind gefordert, die eigenen Gipfelziele hintanzustellen und unser Programm an die Jüngsten anzupassen. Für sie ist noch viel mehr der Weg das Ziel, nicht das Gipfelkreuz am Ende der Wanderung", so Larcher. Dass Eltern oder Erziehungsberechtigte über das notwendige Wissen und Können in der Sicherungstechnik verfügen, sollte selbstverständlich sein.

Sichern nicht nur am Steig

Das Alter des Kindes sagt nicht zwangsläufig etwas darüber aus, wie geschickt es ist: Ein Sechsjähriger kann trittsicher sein, wo ein Zehnjähriger leicht stolpert. In jedem Fall sollten ausgesetzte Stellen an Wanderwegen oder Klettersteigen vorsichtig begangen werden. "Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte einen kindergerechten Klettergurt und ein Seilstück im Rucksack haben, um das Kind an absturzgefährdeten Stellen zu sichern – auch dann, wenn noch kein Klettersteigset vonnöten ist", rät der Alpenverein. Bei durchgehend mit Drahtseilen gesicherten Klettersteigen ist die Selbstsicherung mit Klettersteigset ohnedies Standard. (lima, derStandard.at, 22.10.2014)