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Schon der mittlerweile verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs soll mit Apple TV viel vorgehabt haben - ist die Zeit für Apple jetzt reif?

Foto: APA/Mabanglo

Kaum ein Apple-Produkt ruft seit Jahren so beständig Spekulationen hervor wie Apple TV: Da hieß es schon, Apple plane zusätzlich zu iTunes ein Streaming-Angebot a la Netflix, würde die Set-Top-Box zur Spielkonsole erweitern oder sogar eigene Fernsehgeräte herstellen. Kein Gerücht erwies sich als substanziell, bei den letzten großen Apple-Events war Apple TV der Chefetage um Tim Cook, Craigh Federighi und Co kaum der Rede wert.

Fernsehgeräte nur wenig lukrativ

Ein Standpunkt, der aus ökonomischer Perspektive bislang auch Sinn macht: Apple TV ist ein solides Produkt, das seine Aufgaben erfüllt. Ein Einstieg in die Fernseh-Gerätebranche lohnt sich kaum, da hier die Margen gering sind, Produkte aber lange genutzt werden. Selbst mit der Strahlkraft der Marke Apple und den Fertigkeiten bei der Bildschirmproduktion (Stichwort Retina) hätte sich der IT-Konzern schwer getan, ein so lukratives Geschäftsfeld wie bei Smartphones oder Tablets aufzuspannen.

Kabelfernsehen im Untergang

Jetzt sei allerdings laut Analysten die Zeit gekommen, ernsthaft über eine neue Version der Set-TV-Box und sogar über ein Apple-TV-Gerät nachzudenken: Grund dafür ist der Untergang des US-Kabelfernsehens, der diese Woche mit HBOs Ankündigung eines Streaming-Services eingeleitet wurde. Es wirkt, als habe der US-Pay-TV-Sender den Stein ins Rollen gebracht: Wenig später folgte der Fernsehsender CBS mit einer ähnlchen Ankündigung, auch die Produktionsfirmen Lionsgate und Tribeca wollen eine Netflix-Alternative aufbauen.

Zeitenwende

Letztgenannter Videostreamer sorgt zwar schon seit Längerem für Furore, entstand aber als Fernvideothek. Im Gegensatz dazu sind HBO, CBS und Co schon seit Jahrzehnten im Fernsehmarkt aktiv, weswegen ihr Übergang ins Streaming ein signifikantes Symbol für die Zeitenwende ist. Wandern nun HBO, CBS und mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl eine Vielzahl der restlichen TV-Sender ins Internet, könnten Kunden ihre von vielen als zu teuer empfundenen Verträge für Kabelfernsehen aufkündigen.

Vermittler gefragt

Um dann auf dem Fernseher "fernsehen" zu können, ist – insofern der TV nicht selbst "smart" ist -ein Vermittler nötig. Das kann natürlich auch der Laptop via HDMI-Kabel sein, eine elegantere Lösung sind aber Set-TV-Boxen oder Konsolen: Eben Apple TV, aber auch Amazons Fire TV, Googles Chromecast, Roku, oder Playstation 4 und Xbox One. Gerade in diesem Bereich findet sich Apple aber in einer für den IT-Konzern ungewohnten Rolle wieder: Im vergangenen Jahr verkauften sich Roku und Chromecast mit je 3,8 Millionen Stück doppelt so gut wie Apple TV, das 2 Millionen Einheiten absetzen konnte. Dabei ist Apple schon seit 2007 im Geschäft, der Chromecast aber erst im Juli 2013 erschienen.

Sogar Live-TV?

Will Apple also an dem riesigen Markt mitnaschen, der durch die Hinwendung zum Streaming in den nächsten Jahren entstehen wird, muss es in sein Apple TV investieren. So könnte sich Apple, wie die Washington Post spekuliert, als Online-Videoprovider bewerben und die Übertragung von Live-TV regulärer Fernsehsender anbieten – was ein riesiger Schlag gegen das Kabelfernsehen darstellen würde. Und natürlich könnte die Apple-TV-Box dann auch in einen hochauflösenden 5K-Fernseher, also Apple TV mit Retina-Display, eingebaut sein, um eben den Verkauf der Inhalte zu pushen.

Denn, wie die Washington Post weiter analysiert: Auch der iPod stütze sich bei seinem Siegeszug stark auf iTunes, das wie kein anderes Angebot davor den legalen und unkomplizierten Erwerb von Musik ermöglichte. (fsc, derStandard.at, 22.10.2014)