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Die chinesische Profi Wu Yang hat sie gefunden: Die Berufung

Foto: reuters

Viele Menschen sind zwar im Beruf einigermaßen zufrieden, aber nicht wirklich erfüllt. Die Sehnsucht nach Berufung statt "nur Job" wächst überall dort, wo es nicht ganz stimmt. Beruf und Berufung können in Einklang gebracht werden – allerdings ist das harte Arbeit in fünf Schritten:

1. Schritt: Persönliches Mission Statement

Die eigene Berufung zu finden ist ein Prozess, der Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern kann. Sobald man sich aber darüber im Klaren ist, was genau man erreichen will, hilft die Formulierung eines Mission Statements dabei, das Vorhaben und die Leidenschaft dahinter genau zu definieren und zu verbalisieren. Im ersten Schritt muss man sich also darüber bewusst werden, wofür man eine große Leidenschaft hat. Was treibt einen grundlegend an? Wofür will man wahrgenommen werden und bekannt sein? Die daraus formulierte persönliche Botschaft, begleitet einen wie ein Motto bei allen Entscheidungen.

In ein bis zwei prägnanten Sätzen liefert das persönliche Mission Statement den großen Rahmen für die beruflichen und privaten Ziele. Es sollte auch von einem 12-Jährigen verstanden werden, man sollte es auswendig kennen und auch unter Stress wiederholen können. Ein gelungenes Mission Statement kann zum Beispiel lauten: ''Es ist meine Mission durch Literatur und Worte Menschen erfolgreich zu begeistern.''

2. Schritt: Visionsprozess

Der zweite Schritt stellt den Visionsprozess dar. Hierbei besteht die Hauptfrage danach, wie man leben und arbeiten möchte und was man noch alles im Leben erreichen will. Innere Bilder zeigen wertvolle und kraftvolle Möglichkeiten, die Zukunft bewusst zu gestalten, da eine starke Vision wie eine in sich selbst erfüllende Prophezeiung wirkt. Um seine erfüllende Berufung zu finden, reicht es nicht, sich einfach danach zu fragen, was man gerne machen würde. Bedenken aufgrund von Finanzen und Status haben schon vor langer Zeit unsere unabhängige und authentische Entscheidungsfähigkeit getrübt.

Der Gedankenprozess läuft oft so: ''Welche Tätigkeiten liebe ich? Ich liebe es zu reisen, fremde Kulturen zu erkunden und am Strand zu sitzen. Aber halt: Wer soll mich denn dafür bezahlen?'' Was man auch immer für Bilder vor seinem Auge schafft, ein Wort in diesem Prozess ist tabu: das böse Wörtchen ''aber''. Je offener man seine Gedanken laufen lässt und je klarer man sich seine persönliche Vision vor seinem inneren Auge aufbaut, desto wahrscheinlicher wird die Erfüllung dieser.

3. Schritt: Ziele fokussieren

Im dritten Schritt geht es darum, sowohl das Mission Statement als auch die Vision mit dem Hier und Jetzt zu verbinden und Ziele für verschiedene Zeiträume zu formulieren. Effektive und erfolgreiche Zielsetzungen sind konkret, eindeutig, beinhalten eine Zeitangabe und sind positiv und im Präsens in ganzen Sätzen mit dem ''Ich'' als Subjekt formuliert. Eine klare Zielformulierung ermöglicht es den eigenen Fokus und die dafür notwendigen Energien richtig auszurichten.

Ein gut formuliertes Ziel lautet zum Beispiel: ''Im März 2015 habe ich einen inspirierenden Arbeitsplatz, der mich erfüllt und finanziell absichert.'' Ein Negativbeispiel wäre: ''Einen super Job''. Denn wer will diesen Job, wann soll das passieren und was ist ein super Job? Diese Detailarbeit deckt den Zielen entgegenstehenden Gedanken, Zweifel und Bedenken auf. Beeinflusst und bestimmt werden die Ziele von der Vision und der Mission, weshalb die ersten beiden Schritte umfassend bearbeitet werden müssen. Wichtig ist es auch, die Zielliste ab und an zu überarbeiten, denn sie sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sollten sich den wandelnden Bedürfnissen anpassen. Gleichzeitig sollen sie inspirieren und einen nicht unter Druck setzen, denn dann sind sie unzureichend formuliert oder die ersten beiden Schritte müssen neu überdacht werden.

4. Schritt: Neue Erfahrungen machen

Bei den ersten drei Bausteinen, dem Mission-Statement, der Vision und der Zielfokussierung, geht es darum, sich zu erlauben, unabhängig von äußeren Einflüssen, Antworten auf die Frage ''Was will ich?'' zu finden. Die Frage taucht in unserem Leben immer wieder auf und heutzutage ist die Anzahl der Wahlmöglichkeiten enorm. Bei Unkenntnis spüren wir Frustration, Entmutigung oder werden krank. Neue Erfahrungen sollen deshalb nicht mit Angst verbunden sein, sondern als Herausforderung, die Mission, die Vision und die Zielformulierung auf Verbindlichkeit zu testen. Die Erkenntnis über eindeutige Ziele und Vorstellungen hilft dabei, neue Erfahrungen zuzulassen und neue Umstände aktiv zu gestalten.

5. Schritt: Sich Fehler erlauben

Zu einem gewissen Teil bleibt die Entscheidung für einen Berufsweg oder generell ein bestimmtes Ziel immer ein Wagnis. Egal wie gut man die vorherigen Schritte bearbeitet, jeder Entscheidung wohnt immer auch die Möglichkeit des Misslingens inne. Die Angst vor dem Scheitern hindert einen häufig daran, loszulegen und einen neuen Weg zu beschreiten. Es hilft, sich selbst bewusst die Erlaubnis zu geben, Fehler machen zu dürfen. Sie zeigen uns, was wir eigentlich erleben wollen und was nicht. Außerdem stärken sie die Erkenntnis, dass wir es selbst sind, die auf dem Berufsweg unsere Weichenstellung immer wieder neu justieren können. (derStandard.at, 23.10.2014)