Der Pitztaler Gletscher beim Gletscherfest am vergangenen Wochenende, bevor der Schneefall und die Kälte kamen. Es gibt Pläne, den Pitztaler Gletscher mit dem Ötztaler Skigebiet Sölden zu verbinden.

Foto: David Krutzler

Wien - Das Aufatmen im Tiroler Pitztal war am Mittwoch nicht zu überhören. Der erste Wintereinbruch, der erste nennenswerte Schneefall im Gletscherskigebiet seit Monaten. Und vor allem: kalte Temperaturen zum Beschneien. Denn langsam wäre es knapp geworden, sagt Marcus Herovitsch, der Marketingleiter der Pitztaler Gletscherbahnen.

Am vergangenen Wochenende wurde im Pitztal das Gletscherfest gefeiert - bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits von 10 Grad Celsius, auf rund 3000 Metern wohlgemerkt. Das Skifahren war im unteren Bereich des Skigebiets auf 2800 Metern Höhe in den vergangenen Wochen nur dank Schneebändern in einer ansonsten kahlen, schneelosen Landschaft möglich.

Dafür wurden Schneedepots angelegt, der Schnee der Vorsaison übertauchte den Sommer unter Planen. Weil aber auch diese für den Herbstskilauf nicht mehr ausreichen, sorgt ein Schneeerzeuger aus Israel mit großem Energieaufwand auch bei deutlichen Plusgraden für künstlichen Nachschub.

Enormer Aufwand

"Der finanzielle Aufwand und der Energieverbrauch sind enorm", sagt Herovitsch. Aber die Investitionen würden sich auszahlen: Neben Hobbysportlern bot der Pitztaler Gletscher zuletzt für dutzende Ski- und Snowboardteams aus aller Welt hervorragende Trainingsbedingungen. Die neue Wildspitzbahn bringt die Skifahrer seit Herbst 2012 auf 3440 Metern Höhe. Von dort oben lässt sich erahnen, wie sehr der Gletscher in den vergangenen Jahren geschrumpft sein muss.

In Sicht- und fast in Rufweite befindet sich das Gletscherskigebiet oberhalb von Sölden im benachbarten Ötztal - dort, wo am kommenden Wochenende die Weltcupsaison der Skifahrer beginnt. Schon lange wird aus wirtschaftlichen Gründen über einen Zusammenschluss der Gletscherskigebiete diskutiert. So fortgeschritten wie jetzt dürften die vorbereitenden Verhandlungen noch nie gewesen sein.

Weil dafür eine Seilbahn auf ökologisch sensiblem Gebiet auf rund 3000 Metern Seehöhe errichtet werden müsste, hat bei Vorliegen eines konkreten Plans aber auch die Politik noch ein Wörtchen mitzureden.

Pläne für größtes Skigebiet

Etwas weiter nordöstlich ist man bei den Plänen schon weiter: Zwischen Saalbach in Salzburg und dem Tiroler Fieberbrunn soll 2015 eines der größten Skigebiete Österreichs entstehen. Bei den Pistenkilometern hätte nur noch die Skiwelt Wilder Kaiser / Brixental die Nase vorn.

Der Skicircus Saalbach-Hinterglemm Leogang soll über eine neue Seilbahn beim Reiterkogel mit den Fieberbrunner Pisten verbunden werden. Fieberbrunn investiert dafür 20 Millionen Euro. "Die Pläne sind sehr konkret", sagt Toni Niederwieser, Fieberbrunns Bergbahnen-Geschäftsführer, dem Standard. Im Juni sei entschieden worden, dass das Projekt nicht UVP-pflichtig ist. Man warte nur noch auf positive Bescheide der Naturschutz-Verhandlungen in Salzburg und Tirol sowie auf die Bauverhandlung.

Tunnelprojekt durch Warscheneck

In Oberösterreich werden Pläne konkreter, die Skigebiete Hinterstoder und Wurzeralm zu verbinden. Nachdem aus naturschutzrechtlichen Gründen keine Gondel über den Warscheneck möglich ist, wird derzeit eine neue Verbindungsvariante geprüft: ein Tunnel durch den Berg, für diesen wurde bereits eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Die Gemeinden Hinterstoder und Vorderstoder haben in ihren Gemeinderatssitzungen die dafür notwendigen Flächenumwidmungen abgesegnet, bestätigt das Büro von Tourismuslandesrat Michael Strugl (ÖVP). 4,5 Kilometer lang müsste die Röhre werden, durch die eine Standseilbahn führen soll. Zehn Minuten würde die Fahrt dauern. Noch ist die Finanzierung offen. Helmut Holzinger, Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, gibt sich zurückhaltend. Die Verbindung sei eines von mehreren Tourismusprojekten für die Pyhrn-Priel-Region. Mit Details sei nicht vor Frühjahr 2015 zu rechnen.

"Brückenschlag" über Kalkkögel

In Tirol gibt es noch ein weiteres Gebiet, in dem sich Touristiker den "Brückenschlag" zweier Skigebiete, der Axamer Lizum sowie Schlick 2000, wünschen: in der Naturschutzzone der Kalkkögel in den Stubaier Alpen. Diese Pläne scheiden längst nicht mehr bloß Umweltschützer und Seilbahnbetreiber, sie könnten zur Zerreißprobe der schwarz-grünen Tiroler Landesregierung werden. Allerdings nicht vor März 2015. Bis dahin soll der Landtag prüfen, ob es rechtlich möglich ist, ein geschütztes Naturjuwel zu bebauen. (Kerstin Scheller, David Krutzler, Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 23.10.2014)