"Wie viel Kind verträgt Karriere - wie viel Karriere verträgt Kind". Es diskutierten (v. re.): Jutta Überacker, Gender- und Diversity-Beraterin, Bianca Schrittwieser (AK Wien), Familienministerin Sophie Karmasin und Helene Schiffbänker (Joanneum Research). Moderatorin war Susanna Achleitner (Erste Bank).

Foto: Erste Bank/Daniel Hinterramskogler

Vereinbarkeit und Familienfreundlichkeit waren die zwei zentralen Themen, die im Rahmen der Podiumsdiskussion "Wie viel Kind verträgt Karriere? Wie viel Karriere verträgt Kind" in den Räumen der Erste Bank am Wiener Petersplatz vor großer Runde besprochen wurden.

Zunächst, so Familienministerin Sophie Karmasin zum Auftakt, gelte es das Thema der Vereinbarkeit im Sinne eines gemeinsamen Planens und Arbeitens zum Wohle des oder der Kinder zu sehen. Auf Unternehmensseite sieht die Ministerin das Kriterium "familienfreundlich" als Wettbewerbsvorteil. Karmasin: "Mitarbeiterzufriedenheit allein reicht heute nicht mehr", ist sie überzeugt, "Unternehmen brauchen vor allem das Engagement der Mitarbeiter, ihre Loyalität, um erfolgreich zu sein."

Das betreffe nicht nur einzelne Maßnahmen, es sei eine Frage der Unternehmenskultur und wie Werte gelebt werden. Eine Vereinbarkeitskultur sei für Eltern essenziell, bestätigt auch Bianca Schrittwieser (AK Wien, Abteilung Frauen und Familie). Allerdings gebe es erhebliche Unterschiede je nach Branche und Größe der Unternehmungen.

Veränderte Erwartungen

Die Entwicklung und Etablierung einer Unternehmenskultur, die offen sei gegenüber Gender und Diversity in all ihren Aspekten, sei ein wichtiger Treiber zur Etablierung von Vereinbarkeit in Unternehmen, bestätigt auch Jutta Überacker, Beraterin und Expertin für Gender- und Diversity-Management in Organisationen.

Den zweiten großen Treiber sehe sie im Business Case an sich. Es rechne sich, entsprechende Maßnahmen zu implementieren und als Gesamtheit zu leben, so Überacker, so etwa sinken Fluktuationsraten merkbar und nicht zuletzt erzeuge u. a. der Fachkräftemangel einen bestimmten Druck "moderner zu werden".

Mehr Role-Models für Männer in Väterkarenz und die Tatsache, dass Väter nach einer möglichen Karenz nicht nur mit einem Karriereknick rechnen müssen, waren ebenso ein Thema. Immer wieder wurde das Vorbild Skandinavien zitiert. In schwedischen Lebensläufen sei die nicht absolvierte Karenz bei Vätern kein Vorteil, so etwa Karmasin.

Mit dem veränderten Blick auf Vereinbarkeit, respektive auch geteilte Familienarbeit verändere sich auch der Blick auf Karriere an sich. Helene Schiffbänker (Joanneum Research) sieht die Erwartungen an Karriere verändert, Präsenz und ein sinngemäßes "nur hinauf" definiere sie heute nicht mehr. Die Frage sei, wie Unternehmen mit der neuen Erwartung an Flexibilität umgehen lernen. (haa, DER STANDARD, 25./26.10.2014)