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Jürgen Ligi muss zurücktreten.

Foto: AP/Mayo

Tallinn - Der estnische Finanzminister Jürgen Ligi ist nach mehrtägigem Beschuss am Sonntag zurückgetreten. Zum Verhängnis wurde dem 55-jährigen Politiker ein verbaler Ausrutscher im Internet gegen seinen 28-jährigen, russischsprachigen Regierungskollegen, Sozialminister Jevgeni Ossinovski.

Ligi hatte in einem hitzigen Facebook-Kommentar Ossinovski als "Einwanderersohn aus einer rosa Partei" beschimpft, der sich deswegen "extrem hüten" solle, was er sage. Ligis Attacke bezog sich auf eine Bemerkung Ossinovski, in der er sinngemäß gemeint hatte, man könne die Sowjetunion heutzutage nicht mehr für alle wirtschaftlichen Schwierigkeiten Estlands verantwortlich machen. Für Ligis Verbalattacke hatte diesmal sogar der für seine Abneigung gegenüber Russland bekannten Staatspräsidenten Toomas Hendrik Ilves kritische Worte gefunden.

Extremer Sparkurs

Der extreme Sparkurs der wirtschaftsliberalen Regierungen der vergangenen Jahre war nicht nur von den nunmehr mitregierenden Sozialdemokraten kritisiert worden.

In Estland haben rund 25 Prozent der Bevölkerung Russisch als erste Muttersprache. Premierminister Taavi Roivas hatte nach seiner Wahl zum Regierungschef vor drei Jahren einen politischen Kurs zur Entspannung zwischen den beiden großen Volksgruppen angekündigt. (APA, 26.10.2014)