Sängerin Rita Ora mit der von ihr entworfenen Kollektion "Spray Pack" für Adidas.

Foto: Adidas

Eigentlich soll hier ja nicht schon wieder Karl Lagerfeld ewiges Lamento zur Jogginghose hervorgeholt werden. Aber noch einmal für alle, die nicht mehr so genau im Blick haben, was der Designer vor zweieinhalb Jahren in einer deutschen Talkshow geäußert hat: Die Jogginghose sei was für die, die die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. Ein weiteres Bonmot, ein paar Jahre zuvor gegenüber einer deutschen Frauenzeitschrift geäußert: Jogginghosen, wegen ihres Gummizuges geradezu gefährlich: "Der gibt nach, und dann merken Sie nicht, wenn Sie zugenommen haben." Das ist natürlich alles ein unterhaltsamer Unsinn. Denn viel zu viele Beispiele sprechen eine völlig andere Sprache.

Selbst Staatsoberhäupter kommen nicht ohne sie aus. Zum Beispiel Ronald Reagan, der 1984 in Jogginghose und Krawatte vor seine Mitarbeiter trat. Ihm schadete das graue Ungetüm, hochgezogen bis weit über den Bauch, überhaupt nicht. Kurze Zeit später wurde er für eine zweite Amtszeit gewählt. Der Gummibund muss eben einfach nur mit genügend Selbstbewusstsein getragen werden.

Sportlich ist das große Ding

Und auch Karl Lagerfeld hat mittlerweile eingestanden, dass er sich geirrt hat. Zwar indirekt, aber immerhin. Denn was trägt die Chanel-Frau in diesem Winter? Richtig. Hosen, die Frau ruhigen Gewissens mit Sneakern aus Tweed kombinieren kann.

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Die Chanel-Frau trägt Hosen und Sneaker.
Foto: apa/epa/karaba

Denn Sportlich ist das große Ding. Mit Kontrollverlust hat das bei Chanel alles nichts zu tun, da bleibt sich Lagerfeld natürlich treu. Er schickte seine Models für die Herbst-Kampagne auf die Hantelbank, in den Boxring und zum Sprinten auf die Straße.

Auch sonst sind Gummizug und Kordel gerade in der Hosenabteilung überall anzutreffen. Das ist allzu verständlich. In Zeiten wie diesen, in denen selbst das Bundesheer sich berufen fühlt, Fitness-Broschüren zu produzieren, sind sie die wahrscheinlich beste Tarnung überhaupt – nicht zuletzt am Arbeitsplatz. Motto: Ich bin doch fit bis in die große Zehe, seht ihr das etwa nicht? Wer will schon ernsthaft das Büro mit "Kräftigungsübungen für Rücken- und Schultermuskulatur" unterhalten? Dann also lieber: rein in den Gummibund, die Kordel schnüren und lässig aus dem Sweater hängen lassen. Die richtige Haltung kommt dann von ganz allein. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 29.10.2014)

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