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Das kleine Team Caterham kann sich quasi nicht einmal mehr den Treibstoff für die rund 300 Kilometer eines Rennens leisten.

EPA/Azubel

Austin - "Wir werden weitere Teams verlieren, wenn wir so weitermachen. Hätten wir die Kostenkontrolle und eine gerechtere Verteilung der Preisgelder, hätten wir Caterham und Marussia vielleicht nicht verloren" , sagt Robert Fearnley, stellvertretender Teamchef von Force India, und bringt das Problem auf den Punkt: "Nur fünf Teams haben in der Formel 1 etwas zu sagen. Der Rest muss sehen, wo er bleibt."

Seit Jahren reden die Teams davon, die ausufernden Ausgaben eindämmen zu wollen. Doch bisher konnten sich die Rennställe nicht auf eine Budgetobergrenze einigen. Besonders die reichen Teams wie Red Bull und Ferrari sind nicht daran interessiert, ihren Etat zu deckeln. Hinzu kommt die ungerechte Verteilung der Preisgelder durch Chefpromoter Bernie Ecclestone, das sogenannte "Bernie Money". Der genaue Verteilungsschlüssel der 500 Millionen Euro, die pro Jahr ausgeschüttet werden, ist nicht bekannt. Aber klar ist: Die Starken werden überproportional begünstigt. Eine im Ansatz solidarische Verteilung der Einnahmen wie etwa in der deutschen oder auch österreichischen Fußballbundesliga ist der Formel 1 fremd.

Trauriges Bild

"Ich glaube nicht, dass Privatteams langfristig überleben können. Der Sport hat einige Probleme. Viele Teams werden das Schicksal von Caterham teilen", sagt Ex-Teamchef Tony Fernandes, der gerade mit einer Schlammschlacht um den am Boden liegenden Rennstall Caterham für Negativschlagzeilen sorgte. Sowohl Caterham als auch Marussia werden beim kommenden Grand Prix der USA in Austin (Sonntag, 21 Uhr, ORF 1) aus finanziellen Gründen nicht am Start sein. Damit ergibt sich ein trauriges Bild in der Startaufstellung in Texas: 18 Autos, das kleinste Fahrerfeld seit 2005.

Am Montag gab Marussia bekannt, ein Insolvenzverfahren eingeleitet zu haben. Der Schritt sei trotz aller Bemühungen, die Zukunft des Teams zu sichern, "alternativlos", hieß es in einer Mitteilung. Bisher habe es keine Entlassungen gegeben, und die 200 Mitarbeiter seien voll bezahlt worden. Mit neuen Partnern wolle man das Team vor dem Aus retten. "Wir setzen weiterhin alles daran, interessierte Parteien ins Boot zu holen", sagte Insolvenzverwalter Geoff Rowley.

Finanzspritze

Immerhin besteht etwas Hoffnung auf eine kurzfristige Rettung. Dem Team winkt offenbar eine Finanzspritze in Höhe von rund 70 Millionen Euro. Laut einem Bericht des englischen Telegraph ist das britisch-indische Unternehmerduo Baljinder Sohi und Sonny Kaushal an dem in argen finanziellen Nöten steckenden Team interessiert. "Wir sind nahe an einem Abschluss", sagte Sohi. "Aber der Preis muss stimmen. Wir haben ein ernsthaftes Angebot eingereicht."

Doch das eigentliche Problem würde dadurch auch nicht gelöst. "Die Formel 1 ist einfach zu teuer und vollkommen untragbar für die kleineren Fische", sagt Narain Karthikeyan über die Finanzkrise in der PS-Branche. Nur die ohnehin schon reichen Teams würden große Gewinne einstreichen.

Karthikeyan weiß, wovon er spricht. 2011 und 2012 fuhr der Inder für HRT. Dann war das Team pleite. (sid, red, DER STANDARD, 28.10.2014)