Wien - Für viele Menschen ist das Freihandelsabkommen TTIP, das die EU derzeit mit den USA verhandelt, zum Symbol für die Verflochtenheit von Konzerninteressen und Politik geworden. Nicht unerheblich dürfte der Beitrag der EU-Kommission dabei gewesen sein. Sie weigerte sich lange, das Verhandlungsmandat zu veröffentlichen und verwehrt selbst den meisten EU-Parlamentariern Zugang zu Dokumenten.

Seit einigen Monaten versucht die Kommission, aus dem PR-Fiasko doch noch eine positive Kampagne zu machen. Teil davon ist eine Facebook-Diskussion, die die Ständige Vertretung Österreichs der EU-Kommission für Donnerstag, den 30.10., ankündigte.

"Du hast Fragen zum EU-USA Freihandelsabkommen (#TTIP)? Dann nutze die Chance & stell sie Frank Hoffmeister, dem stv. Kabinettschef von EU-Kommissar DeGucht", heißt es auf der Facebook-Seite der Vertretung.

Screenshot: Facebook.com

Die erste Frage folgte sogleich. Warum die EU-Kommission die Dokumente erst im Nachhinein teilweise veröffentliche, wollte eine Mimi Holzer wissen. "Ich versteh das nicht und bitte um Aufklärung", schrieb Holzer.

Foto: Screenshot facebook.com

Viel deutet darauf hin, dass es sich bei Mimi Holzer um ein Fake-Profil handelt. Die EU-Kommission dementiert heftig, damit etwas zu tun zu haben. Die angebliche Innsbruckerin hat nur einen Facebook-Freund, der viel zu EU-Themen postet und teilt selber lediglich Posts von der Facebook-Seite des EU-Parlaments, der EU-Kommission und SPÖ und ÖVP.

Wer ihr Profil-Foto durch die Google-Bildersuche laufen lässt, stellt fest: Mimi Holzer hat entweder ein Allerweltsgesicht oder es handelt sich beim Foto von Holzer um ein Bild einer Fotoagentur. Das Foto wird hundertfach im Internet verwendet. Mit dem Bild wird etwa auch für kalifornische Zahnärzte und auf einer chinesischen Online-Plattform geworben.

Screenshot: Google Image Search

Bei der Ständigen Vertretung der EU-Kommission in Österreich zeigte man sich auf Anfrage von derStandard.at verwundert. "Ich schließe es grundsätzlich aus, dass wir mit Fake-Accounts Like-Zahlen pushen", sagte Pressesprecher Heinz-Rudolf Miko. "Jemand, der so etwas machen würde, würde sofort zur Verantwortung gezogen werden."

Die EU-Kommission stünde unter ständiger Beobachtung, auch auf Facebook. Jemand könnte das Posting mutwillig erstellt haben. Es könnte auch von jemand geschrieben worden sein, der einfach nicht unter seinem echten Namen auftreten wolle. "Wir wollen ernsthaft mit Menschen in Kontakt treten. Wir brauchen das nicht", sagt Miko. Der für den Facebook-Auftritt zuständige Mitarbeiter antwortete auf die Frage, ob man mit Fake-Accounts arbeite: "Nein, um Gottes Willen nicht." (sat, derStandard.at, 29.10.2014)