Ein norwegisches Kampfflugzeug (links) begleitet einen russischen Langstreckenbomber des Typs Tupolew Tu-95.

Foto: NORWEGIAN AIR FORCE / HANDOUT

Brüssel – Die Nato hat "umfangreiche" russische Luftwaffenaktivitäten in Europa beobachtet. Innerhalb von zwei Tagen seien Langstreckenbomber und Kampfjets zu "Manövern" über der Ostsee und der Nordsee sowie über dem Schwarzen Meer im Einsatz gewesen, erklärte die Nordatlantische Allianz am Mittwoch in Brüssel. Von vier Orten seien Nato-Flugzeuge aufgestiegen, um die russischen Kampfverbände abzufangen.

Wie die Nato mitteilte, wurden am Dienstag und Mittwoch in internationalem Luftraum über der Ostsee, der Nordsee und dem Schwarzen Meer insgesamt vier Gruppen von mehreren Kampfjets und Langstreckenbombern registriert. Demnach wurden die Flugzeuge während der gesamten Dauer ihrer Flüge von Kampfjets verschiedener Nato-Staaten begleitet und von der Nato-Luftraumüberwachung verfolgt. Deutsche, britische und türkische Kampfjets waren unter anderem im Einsatz. Laut Nato waren mindestens 26 russische Militärflugzeuge in die Vorfälle verwickelt.

Am Mittwochnachmittag waren den Nato-Angaben zufolge acht russische Flugzeuge über der Nordsee, mehrere über der Ostsee sowie vier über dem Schwarzen Meer identifiziert worden. Am Vortag identifizierte die Nato demnach sieben Flugzeuge der russischen Luftstreitkräfte über der Ostsee. An den Einsätzen der Nato waren auch Kampfjets aus Norwegen und Portugal beteiligt. Die russischen Flugzeuge flogen laut Nato bis westlich von Portugal und Großbritannien.

Kein Funkkontakt

Die russische Militärmaschinen hätten teilweise keine Flugpläne an die zivilen Luftfahrtbehörden übermittelt und keinen Funkkontakt mit ihnen gehalten, was eine Gefahr für den zivilen Flugverkehr darstelle, erklärte die Nato. Demnach wurden seit Jahresbeginn in mehr als 100 Fällen russische Flugzeuge abgefangen, was rund dreimal mehr sei als 2013. Die Entsendung von Kampfjets ist Standard, wenn sich nicht identifizierte Flugzeuge dem Nato-Luftraum nähern.

Die Nato sprach von ungewöhnlich umfangreichen russischen Manövern im europäischen Luftraum. Angesichts der Ukraine-Krise zeigt auch die Nato seit einigen Monaten verstärkt Flagge in der Region. Damit will sie ein Zeichen der Solidarität mit ihren östlichen Mitgliedstaaten setzen, die sich angesichts der Annexion der Krim durch Russland und der Kämpfe in der Ostukraine bedroht fühlen. In der vergangenen Woche war nach Nato-Angaben ein russisches Aufklärungsflugzeug bei Estland in den Luftraum des Bündnisses eingedrungen.

Inmitten der Nato-Meldungen über russische Manöver hat das lettische Militär nahe der eigenen Seegrenze ein Schiff der russische Marine gesichtet. Das Kriegsschiff wurde etwa 13 Kilometer vor der Küste in internationalen Gewässern der Ostsee geortet, wie die Streitkräfte des Nato-Staates Lettland am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilten.

Frankreich dementiert Lieferung von Kriegsschiff

Unterdessen wurde bekannt, dass die Bedingungen zur Auslieferung eines in Frankreich gebauten Hubschrauberträgers an Russland nach französischer Ansicht noch nicht gegeben sind. Finanzminister Michel Sapin widersprach am Donnerstag im Hörfunksender RTL anderslautenden russischen Berichten.

Bedingung für die Auslieferung des ersten von zwei Kriegsschiffen der Mistral-Klasse sei, dass sich die Lage in der Ukraine normalisiere. Dies sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht der Fall.

Die russische Nachrichtenagentur RIA hatte am Mittwoch Vizeministerpräsident Dmitri Rogosin mit den Worten zitiert, Russland habe für den 14. November eine Einladung für die Übergabe des Schiffes erhalten. Das zweite Schiff solle am selben Tag im Dock zu Wasser gelassen werden. Russland hat angekündigt, bei Nichterfüllung des Vertrags Schadenersatz zu fordern. Die Schiffe haben einen Wert von mehr als einer Milliarde Euro und sind von Russland bereits teilweise bezahlt. (APA, 30.10.2014)