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Vorerst gibt es keinen frischen Wind für die Wiener Clubszene: Der Club Jessas muss sich nach neuen Räumlichkeiten umsehen.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Wien - Der Eröffnung des neuen Elektro-Clubs Jessas, der in den Kellerräumen des Theaters Werk X am Petersplatz in der Wiener Innenstadt seine Heimat finden sollte, war eigentlich für Freitag geplant. Das Konzept hatte David Kreytenberg gemeinsam mit seinem Partner Jürgen Bauer entwickelt. Es sollte frischen Wind in die Wiener Clubszene bringen. Nun wurde der Vertrag aber fristlos gekündigt, die Eröffnung musste abgesagt werden.

Als Grund nannten die Werk-X-Geschäftsführer Harald Posch und Ali M. Abdullah eine nicht abgesprochene Veränderung in den Räumlichkeiten. Wo genau das Problem liege, hat man laut Kreytenberg bisher aber nicht kommuniziert. Ende vergangener Woche habe noch eine gemeinsame Begehung stattgefunden, seither sei nur noch ausgemalt worden.

Außerdem erklärten Posch und Abdullah in einem Schreiben, dass es nie in ihrem Interesse gewesen sei, "einen den Theaterbetrieb überlagernden 'Elektro-Musikclub' zu etablieren". Dass das Jessas ein Elektro-Club werden sollte, war aber in dem Konzept, das laut Kreytenberg dem Werk X von Beginn der Planung an vorlag, eindeutig deklariert.

Weiters hätten sich "hunderte Sachen angesammelt, Vertragsverletzungen und Übertretungen, die immer wieder beanstandet wurden – am Mittwoch schließlich wurde die Konsequenz gezogen", so Posch.

Offener Brief an Werk X

Diesen Vorwürfen widerspricht Kreytenberg. Die Jessas-Organisatoren vermuten als eigentlich Grund für die Kündigung "Angst vor Problemen mit der Stadt und vor Verlust diverser Subventionen". Das erklären sie auch in einem offenen Brief auf Facebook.

Darin fordert das Jessas-Team auch die Rückzahlung der Investitionen: Laut eigenen Angaben hat man mehr als 60.000 Euro in die Renovierung der Räume investiert – auch jener, die nicht für das Jessas gedacht waren. Außerdem seien Verträge mit Getränkelieferanten und Künstlern bereits unterschrieben und müssten bezahlt werden. Auch das Booking sei bis Ende des Jahres fertig.

Das Jessas soll laut Kreytenberg aber auf jeden Fall eröffnet werden. Zwar nicht jetzt und auch nicht mehr im Werk X, denn der Vertrauensbruch sei einfach zu groß gewesen. Aber für einen neuen Elektro-Club sei in Wien durchaus noch Platz.

ÖVP ortet dringenden Erklärungsbedarf

Wie kann es sein, dass man für ein Theater eine Subvention in Millionenhöhe kassiert und dann einfach die Hälfte der Woche an einen Musikclub verpachtet? Das fragt ÖVP Wien Kultursprecherin Isabella Leeb am Freitag in einer Aussendung. Auch von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny fordert sie eine Erklärung. "Die Theatermacher Posch und Abdullah wurden mit ihrem postmigrantischen Theater von der rot-grünen Stadtregierung geradezu gehypt", so Leeb in der Aussendung. Sie fordert ein Einfrieren der Subventionen. Im nächsten Gemeinderat werden wir eine Anfrage einbringen und den Antrag auf Subventionsrückforderung stellen", kündigt die ÖVP-Politikerin an.

SPÖ: Theater ein unabhängiger Betrieb

Auch die Wiener SPÖ meldete sich am Freitag zum Streit zwischen den Betreibern des Theaters Werk X-Eldorado am Petersplatz und den Betreibern des Musikklubs Jessas zu Wort: SPÖ-Kultursprecher Ernst Woller betonte, dass das Theater am Petersplatz ein unabhängiger Betrieb ist. Daher seien auch alle Verträge zwischen dem Theater und dessen gastronomischen Pächter ausschließlich Angelegenheit des Theaters.

"Seitens der Kulturpolitik gibt es gegen eine Nutzung von Räumlichkeiten außerhalb der Betriebs- und Probenzeiten des Theaters für andere Zwecke nichts einzuwenden, solange sie den Theaterbetrieb nicht beeinträchtigt", schreibt Wollner in einer Aussendung. Die Stadt Wien fördert am Standort Petersplatz jedoch ein Theater und gehe davon aus, dass die zur Verfügung gestellten öffentlichen Mittel ausschließlich gemäß der Fördervereinbarung verwendet werden, so Wollner weiter. (ah, APA, 31.10.2014)