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Ein Festival in der sibirischen Taiga - viele Reisen führen russische Gäste aber auch nach Österreich.

Foto: Reuters/NAYMUSHIN

Wien - Um Gäste aus Russland wird in Österreich - wie mehrmals berichtet - heftig gebangt. Ob im Winterurlaub oder auf Städtetripp: Russische Gäste lassen im Schnitt deutlich mehr Geld als Gäste aus anderen Ländern zurück, logieren gerne in der gehobenen Hotellerie und sparen wenig. Dass der Rubel seit März gut ein Fünftel an Wert eingebüßt hat, könnte die Zahl der Reisewilligen heuer schmälern. Immerhin hat sich für russische Staatsbürger der Urlaub in Euroland von einem Jahr aufs andere um mindestens 20 Prozent verteuert. Während ganz reiche Russen das wegstecken, kann das die zuletzt stark gewachsene Mittelschicht eher nicht. Gerade Letztere schien aber auf Österreich abonniert.

Warum das so ist, erklärt lla Manilova Russlands Vizeministerin für Kultur- und Tourismus, Alla Manilova, im Gespräch mit der Austria Presseagentur so: "Der russische Tourist hat ein Selbstwertgefühl, man fährt eben lieber dorthin, wo man willkommen ist."

Antirussische Rhetorik

"Die Länder, die sich durch eine antirussische Rhetorik hervorgetan haben, sind in Russland wohlbekannt", sagte Manilova am Rande des Besuchs einer russischen Wirtschaftsdelegation in Wien. In den Ländern Nordeuropas werde etwa die Hälfte der bisherigen Besucher aus Russland wegbleiben, sagte Manilova. Die südlichen Länder wie Spanien oder Italien würden kaum Einbußen zu verzeichnen haben, während der Rückgang in den mitteleuropäischen Ländern durchschnittlich 15 bis 20 Prozent betragen werde.

2013 kamen nach russischen Aufzeichnungen 513.000 russische Touristen nach Österreich und buchten zwei Millionen Übernachtungen. Heuer seien es von Jänner bis August um 8,2 Prozent weniger gewesen, in Wien um 10,7 Prozent weniger. Rund 33.000 Österreicher reisten im ersten Halbjahr 2014 nach Russland (-1,5 Prozent), das waren vor allem Geschäftsreisen.

Ein Grund für den Rückgang russischer Touristen in Westeuropa sei zwar tatsächlich auch der Wertverlust des russischen Rubel gegenüber dem Euro, erklärte Manilova, aber immer wichtiger sei den Russen neben dem Preis und der Qualität des Angebots auch das Gefühl, willkommen zu sein. Während ausländische Touristen in Russland rund 1.500 Euro pro Woche ausgeben, lassen Russen in Österreich im Schnitt 153 Euro pro Tag, geht aus der russischen Statistik hervor.

Italien ist Russia Friendly

"Die Italiener bemühen sich sehr und unternehmen riesige Anstrengungen, den Russen dieses Gefühl zu geben", sagte Manilova. Die italienische Tourismusbranche habe sogar ein eigenes Programm mit dem Namen "Russia Friendly" gestartet, in dem das Personal speziell im Umgang mit russischen Touristen geschult werde. Auch sei Italien dazu übergegangen, Russen langfristige Visa mit zwei Jahren Laufzeit auszustellen und schöpfe damit alle Möglichkeiten aus, die es im Rahmen des Abkommens zwischen der EU und Russland aus dem Jahr 2005 habe. Zur österreichischen Praxis bei der Ausstellung von Visa an Russen äußerte sich Manilova zurückhaltender: "Wir haben jedenfalls keine Probleme oder Beschwerden von russischen Touristen zu verzeichnen, es läuft alles reibungslos."

"Italien, Spanien und Griechenland sind die beliebtesten Urlaubsländer der Russen, und das wird noch länger so bleiben", erklärte Manilova. Für reine Badeurlaube seien auch die Türkei und Ägypten sehr beliebt.

Auch Österreich sei in einer sehr guten Position, "weil unsere Leute Österreich mögen und Wien lieben. Wir verbinden mit Österreich nichts Negatives, weder historisch noch aktuell". Die Menschen seien freundlich eingestellt, respektierten die Geschichte und die Denkmale. (APA/red, derStandard.at, 21.10.2014)