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Sven-Eric Bechtolf präsentiert als künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele für 2015 ein deutlich abgespecktes Programm.

Foto: APA/EPA/BARBARA GINDL

Salzburg - "Höher, schneller, weiter" - die Programmpolitik eines Alexander Pereira ist in Salzburg Geschichte. Nach seinem vorzeitigen Abgang Richtung Mailänder Scala leiten derzeit Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf und Präsidentin Helga Rabl-Stadler die Geschicke der Salzburger Festspiele, bis 2017 Markus Hinterhäuser als Intendant das Ruder übernehmen soll.

Das Duo setzt auf Beruhigung und bäckt die sprichwörtlich kleineren Brötchen - wohl auch angesichts eines, trotz kräftiger Subventionserhöhung, von 64,7 auf 59,6 Millionen Euro gesunkenen Budgets. Es wird 188 statt bisher rund 220 Veranstaltungen geben sowie drei Opern- und drei Schauspiel-Neuinszenierungen. Das muss für 2015 reichen. Hauptverantwortlich für die Verkleinerung des Programms ist das Aus für das Young Directors Project, das nach dem Ausfall eines Sponsors nicht mehr finanzierbar war.

Wie groß der Unterschied zu Pereira und seiner Fixierung auf Neuproduktionen wirklich ist, lässt sich am besten an einem von Rabl-Stadler bei der Programmpräsentation am Donnerstag fast ein wenig beiläufig formulierten Satz ablesen: "Wir kehren zur Praxis zurück, Sachen wieder zu bringen, die sich künstlerisch bewährt haben."

Bei den Opern sind das 2015 vier Stück: Norma, Il trovatore, Iphigénie en Tauride und Der Rosenkavalier. Rabl-Stadler will mit den Wiederaufnahmen freilich auch jene Stammgäste beruhigen, die zuletzt immer wieder bei der Kartenvergabe leer ausgegangen waren.

In der Sparte Oper gibt es drei Neuinszenierungen. Statt des seit Jahren angekündigten und immer noch nicht fertiggestellten Endspiels von György Kurtag wird Wolfgang Rihms Die Eroberung von Mexico gebracht. Bechtolf selbst wird den Figaro inszenieren. Die dritte Neuproduktion ist der Fidelio in der Regie von Claus Guth.

Salzburger Dreigroschenoper

Ein besonderes Projekt konnte Bechtolf in der Sparte Schauspiel an Land ziehen. Ihm ist es gelungen, die Kurt Weill Foundation zu überzeugen, Salzburg die Rechte für eine Adaption der Dreigroschenoper zu überlassen. Die Musik sei doch sehr "zeitgebunden", das Stück ein "genuiner Ausdruck der Weimarer Republik", erläutert Bechtolf sein Streben nach einer Neubearbeitung. Martin Lowe, ausgezeichnet mit dem Tony und Grammy Award, wird die Bearbeitung übernehmen; Julian Crouch wird den Mackie Messer - Eine Salzburger Dreigroschenoper inszenieren. Mit diesem Projekt wird das Schauspiel das erste Mal seit zwei Jahrzehnten wieder in die Felsenreitschule einziehen.

Zur Dreigroschenoper kommen noch zwei weitere Neuproduktionen: Die Komödie der Irrungen von Shakespeare wird von Henry Mason, Goethes Clavigo als Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin von Stephan Kimmig realisiert.

Und weil es für Salzburg einfach wichtig ist: Beim Jedermann bleibt alles wie gehabt. Regie führen Julian Crouch und Brian Mertes, auf der Bühne stehen Cornelius Obonya, Peter Lohmeyer und Brigitte Hobmeier.

Hinduismus

Ein wenig vom Erbe Alexander Pereiras schwingt noch zu Beginn der Festspiele mit. Er hat die Ouverture spirituelle ins Leben gerufen. Nach der musikalischen Auseinandersetzung mit der jüdischen, buddhistischen und islamischen Religion wird kommendes Jahr von Konzertchef Florian Wiegand der Hinduismus den christlichen Messvertonungen gegenübergestellt. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 7.11.2014)