Stefano Bernardin: "Wie in 'Pulp Fiction'"
Meine Uhr ist eine Universal Geneve. Ich weiß gar nicht, ob es die Marke noch gibt. Es ist eine goldene Uhr, ein dezentes Stück mit schwarzem Lederarmband. Sie kam auf klassischem Weg zu mir. Ich habe sie von meinem Vater bekommen, wie im Film Pulp Fiction, da kommt doch auch die goldene Uhr des Vaters vor. Er hat mir die Uhr zur Matura geschenkt. Sie hat damals gar nicht zu mir gepasst und verschwand im Tresor. Aber mittlerweile nehme ich sie zu besonderen Anlässen schon heraus. Zum Beispiel zum ersten Schultag eines meiner dreier Kinder, bei eine Tanzaufführung meiner Nichte oder zu einer Premiere.
Die Uhr ist für mich definitiv ein Schmuck-Accessoir. Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben, allein deshalb schon hat die Uhr jetzt eine ganz andere Bedeutung für mich. Die Uhr war zum Zeitpunkt des Schulabschlusses eine Art erste Abnabelung, und der Tod eines Elternteils ist das auf gewisse Weise auch. Die Uhr ist eine ganz besondere Art der Erinnerung an die Zeit mit meinem Vater. Ich hab übrigens noch eine Uhr von ihm bekommen, eine Jacques Lemans. Und eine Junghans von Max Bill darf ich auch mein Eigen nennen. Nachdem ich drei Söhne habe, weiß ich auch schon, was mit den drei Uhren passieren wird. Fragt sich nur, wer die goldene kriegt. Die drei Buben sind übrigens auch der Grund, warum ich die Uhr so selten trage. Die Kinder sind in einem ziemlich wilden Alter, da wäre mir angst und bang um die Uhr.
Ob die Zeit auf der Bühne anders vergeht? Schon. Wenn man gut in einem Stück drin ist, dann vergeht sie schneller, hat man das Gefühl, die Leute langweilen sich, vergeht sie eindeutig langsamer, schleppt sich dahin.
Der Schauspieler Stefano Bernardin lebt in Wien und ist momentan als Conférencier im Kabarett Simpl zu sehen. Die aktuelle Simpl-Revue läuft bis Juni 2015.
(Michael Hausenblas, Rondo exklusiv, DER STANDARD, 12.11.2014)