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Hinaus in die große Welt!

Foto: dpa/Patrick Pleul

Vor einem Jahr eröffnete derStandard.at den Usern die Möglichkeit, in einem eigenen Forum über jene Dinge zu plaudern, die keinen Bezug zu aktuellen Artikeln aufweisen. Eine ehemalige Mitposterin führte mich durch Zufall in dieses Off-Topic-Forum und die Freude war groß, noch einige "alte Bekannte" dort anzutreffen. Es blieb nicht beim ersten Blick, ziemlich rasch nahm ich dort auch Platz: Der Gang ins OTF wurde für mich wie ein Besuch im Stammcafé

Hier ist Platz zum Plaudern über Alltägliches, über Außergewöhnliches, über ernste und alberne Themen. Gespräche über Bücher, Filme, Musik, über Nichtigkeiten und Wichtigkeiten - und einfach nur dazu, zuhören, wie andere von ihren Interessen erzählen. Eine kleine Welt in der großen Welt.

Aber es bietet noch mehr.

Das OTF ist für mich ein Platz für gelebte Diversität. Die Vielfalt der UserInnen ermöglicht mir den Austausch mit vielen unterhaltsamen, interessanten Menschen, von denen einige nun auch mein reales Leben bereichern.

Auseinandersetzungen gehören dazu

Weil es eine kleine, aber keine heile Welt ist, verläuft dieses Kennenlernen nicht immer friktionsfrei. Es gibt Scharmützel, Streitereien, intensive leidenschaftliche Diskussionen. Reibereien, die nicht nur für heimelige Wärme sorgen, sondern auch für Verärgerung, Missmut und auch Kränkungen. Es gibt aber auch fruchtbare Auseinandersetzungen, die einander näher bringen.

Diese bunte Mischung, so abwechslungsreich und vielfältig sie ist, strapaziert manches Mal auch meine Geduld. Dann, wenn Freundlichkeit mit Harmoniesucht verwechselt, wenn das Wahren der eigenen Grenzen nur einseitig als Recht beansprucht und Grenzen ausgelotet werden.

Dann kommt die Zeit, in der ich mich gern zurückziehe, wo ich Pausen des Alltags lieber außerhalb des OTF verbringe. Wo ich wie eine Katze ums OTF schleiche, einen Blick durch Fenster werfe und mich dagegen entscheide, hineinzugehen, um zu plaudern, weil die meisten Liebenswerten ebenfalls die Flucht ergriffen haben.

Rückkehr in die kleine Welt

Dann aber fällt mir der Spruch von Marie von Ebner-Eschenbach ein: "'Der Klügere gibt nach' begründet die Herrschaft der Dummen." Ich komme also wieder zurück. Ich tausche Wichtiges und Unwichtiges, Albernes und Gescheites wieder mit jenen aus, die an Gesprächen interessiert sind, und genieße wieder die kleine Welt in der Großen.

Was wünsch ich dem Geburtstagskind und mir fürs nächste Jahr? Dass einige, die ich schmerzlich vermisse, wieder zurückkommen, dass Konflikte angemessen ausgetragen werden, das einige nicht vergessen, dass nicht Nicks freischwebend miteinander posten, sondern dass hinter jedem Nick ein Mensch steckt und jeder Anspruch auf Achtung und Respekt hat.

Ein Community-Management, das weiterhin so engagiert auch das OTF betreut und mit Sperren von Usern mit Augenmaß umgeht. Dass sie uns aneinander lernen lassen und weiterhin darauf vertrauen, dass wir achtsam mit unserm Kaffeehaus OTF umgehen. (power-cat, derStandard.at, 11.11.2014)