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Die Sandkiste, wie das OTF auch genannt wird, hat viel zu bieten

Foto: AP/Julie Jacobson

Als das Communitymanagement an mich heran getreten ist und mich gefragt hat, ob ich, als einer der Top-Spammer (siehe google zwecks Begriffserklärung) des Off-Topic-Forums nicht vielleicht ein paar Absätze darüber schreiben will, da habe ich mir die Sache einmal durch den Kopf gehen lassen. Meine Gedanken zum OTF, zur Abwechslung. Hier das Ergebnis:

Das OTF ist eine Spielwiese, oder, wenn man so will, ein Sandkasten, in dem viele Menschen - geschützt durch Anonymität - im Internet ihren Gedanken freien Lauf lassen können. Die Motivation dahinter kann dabei vollkommen unterschiedlich sein. Sehr oft wird einfach nur geblödelt und Spaß gemacht. Auf unterschiedlichsten Niveaus.

Was an sich auch kein Problem darstellt, wenn alle Beteiligten sich darüber im Klaren sind was sie da tun und sich aufeinander einlassen. Oder eben nicht. Dann ist es oft besser drüberzulesen und die anderen ihr Ding machen zu lassen, denn jeder einzelne Poster hat dasselbe Recht dort zu schreiben wie jeder andere Verfasser von diesen kleinen, manchmal feinen, Kurztexten. Das bemerkenswerte ist auch, dass sich Menschen miteinander auseinandersetzen und in Dialog treten, die sich ohne jene anonymisierte entkörperte Art des Gedankenaustausches vielleicht nicht einmal eines zweiten Blickes gewürdigt hätten. Und das ist gut so!

Es hilft der Psychohygiene

Während ich dann also so an einer Bushaltestelle stand und mir nochmal durch den Kopf gehen ließ, was denn das OTF mir persönlich bedeuten könnte, wurde mir etwas klar, das man auf den ersten Blick vielleicht nicht so wahrnimmt:

Es mag lächerlich klingen, aber ich bin der Meinung, dass das OTF viel zur Psychohygiene seiner Teilnehmer beiträgt. Was meine ich damit?

Menschen, denen sterbenslangweilig ist können die Langeweile mit Hilfe der anderen vertreiben.

Jemand, der gerade grantig ist und ein Ventil braucht, kann den Grund dafür los werden und kriegt Zuspruch, Aufmunterung, wird von anderen auf die rationale Ebene zurück oder ganz einfach zum Lachen gebracht. Das gilt auch für einsame Menschen.

Jemand, der sich nicht entscheiden kann bekommt gerne mehr Input zur Entscheidungsfindung. Es werden persönliche und private Probleme und Gedanken gewälzt. Kurz: Es ist ein sicherer Hafen der jederzeit angelaufen werden kann!

Mittlerweile wurde das OTF teilweise zum Selbstläufer. Es gibt sehr viele private Kontakte unter den Teilnehmern und Treffen im realen Leben, bei denen sich nicht nur über das Forum unterhalten wird. Es sind sogar Freundschaften und andere soziale Konstrukte entstanden. (Ersatzmütter/-väter wurden gefunden, Mentoren erwählt, die eine oder andere Liebschaft hat sich entwickelt) Wie sagt man so schön? Es menschelt.^^

Auf ein weiteres Jahr

Aber das OTF hat durchaus auch seine dunklen Seiten. Scherze, die missverstanden werden und für Unmut sorgen, Poster die auf komplett unterschiedlichen Ebenen versuchen miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig frusten, fehlende Rücksichtnahme auf andere Poster, respektloser Umgang miteinander, Stricherlterror oder auch Trolle (auch hier könnte der geneigte Leser jetzt einmal nachschlagen was dieses Wort der Netzkultur bedeutet).

Trotz alledem oder auch gerade deswegen bin ich gerne im OTF und bin Teil der Community. Abschließend kann ich nur sagen, dass ich mich auf ein weiteres Jahr mit diesen durchgedrehten Knalltüten freue!

Andererseits (ab der zweiten Minute):

(Man ändert seinen Nick regelmäßig, derStandard.at, 12.11.2014)