"Mobilfunknetzbau ist eine Kunst", meint einer der beiden Mitarbeiter der Berliner Net Check GmbH, während er erläutert, warum Berge als Standort für Mobilfunkmasten eben keine gute Idee sind, wenn es darum geht, hohe Abdeckung zu erreichen. Berge, wie sie vor allem im Westen Österreichs reichlich aus dem Boden ragen. Trotzdem ist der Empfang auch dort fast überall sehr gut, meint er, und betont dabei, dass dies freilich nur sein persönlicher subjektiver Eindruck sei.

Mehrere Wochen ist das Net Check-Duo im Auftrag der deutschen IT-Zeitschrift Chip quer durch Österreich gefahren. Rund 2.500 Kilometer wurden bislang auf Landstraßen und Autobahnen der Alpenrepublik zurückgelegt.

Mit diesem Auto wurden Messfahrten durchgeführt. Insgesamt etwa 2.700 Kilometer legte man in Österreich zurück.
Foto: derStandard.at/Pichler

Unzählige Stunden ging es mit dem Wagen, öffentlichen Verkehrsmitteln sowie zu Fuß durch kleinere und größere Ballungszentren, darunter natürlich alle Landeshauptstädte. Das Ziel: Die Netze der großen heimischen Mobilfunkanbieter A1, T-Mobile und "3" auf Herz und Nieren zu prüfen.

Als letzte Station war Wien an der Reihe. Jeweils vier Stunden im Auto, in U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen und per pedes ging es mitsamt Messequipment durch die Straßen, Gassen und Fußgängerzonen der Stadt. Dabei durften auch beliebte Sehenswürdigkeiten nicht fehlen, wie etwa das Schloss Schönbrunn.

Endstation der Messungen war Wien. Der WebStandard begleitete die Net Check-Mitarbeiter auf einer kurzen Fahrt.
Foto: derStandard.at/Pichler

Dafür braucht es freilich professionelle Ausstattung. Versteckt in einem Ski-Transportbehälter am Autodach, findet sich die sogenannte "Messbox". Neun Samsung-Smartphones, vorbespielt mit einem reinen Android-System und entsprechender Software zur Erfassung wichtiger Daten, beinhaltet sie. Sechs davon dienen zur Messung der Abdeckung, Empfangsstärke und Übertragungsqualität im Bereich Sprachtelefonie. Drei sind für den Check der mobilen Internetverbindung zuständig.

Verbunden sind die Geräte mit einer lokalen Messstation, im Grunde ein normaler Windows-PC, der an einer stabilen ISDN-Leitung hängt. Dieser befand sich während der Messungen am Österreich-Standort des Unternehmens Rohde & Schwarz in Wien-Meidling. Das Unternehmen ist hierzulande der Messpartner von Net Check und stellt Equipment und technische Unterstützung bereit.

Sechs Smartphones kommen für die Evaluierung der Netzqualität und Abdeckung im Bereich der Sprachtelefonie zum Einsatz.
Foto: derStandard.at/Pichler

Während sich die Netzabdeckung am jeweiligen Ort durch das Auslesen der Sensordaten der Smartphones recht einfach bestimmten lässt, gestaltet sich die Bewertung der Übertragungsqualität bei Sprachtelefonie schon komplexer. Eine Referenz-Tonaufnahme ersetzt einen telefonierenden Nutzer, sie wird bei Anrufen zwischen Messstation und den Test-Smartphones verwendet.

Am anderen Ende der Leitung wird das ankommende Audiosignal gesichert. Ein Algorithmus gleicht es später mit der Originalaufzeichnung ab und errechnet aus den Unterschieden eine Kennzahl für die Übertragungsqualität.

Mit drei Handys prüft Net Check die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des Datenfunks von A1, T-Mobile und "3".
Foto: derStandard.at/Pichler

Zur Prüfung des mobilen Internetempfangs werden ebenfalls Tätigkeiten simuliert. Erprobt werden etwa Datendurchsatz und Latenz beim Websurfen oder längeren Downloads. Die Test-Telefone sind LTE-fähig und nutzen jeweils immer den schnellsten verfügbaren Standard.

Dabei handelt es sich trotz des geformten Gesamtbildes trotzdem um Momentaufnahmen, sagt der Net Check-Techniker. Mobilfunknetze seien immer im Wandel. Ständig würde irgendeine neue Technologie implementiert, Kapazitäten erweitert oder die Ausrichtung von Funkzellen optimiert. Das macht den Netztest auch insofern spannend, als dass das sein Ergebnis ein Jahr später schon wieder völlig anders aussehen kann.

Zwei Tablets dienen der Echtzeitbeobachtung der erfassten Daten. So lassen sich auch eventuelle Ausfälle des Messsystems feststellen, um schnell reagieren zu können.
Foto: derStandard.at/Pichler

Apropos Ergebnis: Die Datenerhebung hat man für Österreich nun abgeschlossen, in Kürze nimmt man sich die Schweizer Provider vor. Alle erfassten Informationen müssen jedoch erst ausgewertet werden, wobei für die LTE-Daten eine gesonderte Analyse erfolgt.

Resultate werden voraussichtlich Anfang Dezember vorliegen. Bis dahin müssen die heimischen Mobilfunker noch auf ihr Zeugnis warten. (Georg Pichler, derStandard.at, 23.11.2014)