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Demonstranten versuchten, in das Parlament einzudringen.

Foto: REUTERS/Tyrone Siu

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Am Dienstagabend griffen Demonstranten das Parlament an.

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Hongkong - Nach fast zwei Protestmonaten haben Demonstranten in Hongkong versucht, das Parlamentsgebäude zu besetzen. Die Polizei setzte am frühen Mittwochmorgen nach eigenen Angaben Pfefferspray ein, um Eindringlinge vom Legislativrat zurückzudrängen. Augenzeugen berichteten, dass die vermummten Aktivisten versuchten, Glasscheiben und Türen zu zertrümmern, um in das Gebäude zu gelangen.

Beamte nahmen sechs Menschen unter anderem wegen Sachbeschädigung fest, wie die Polizei mitteilte. Drei Polizisten wurden demnach verletzt und im Krankenhaus behandelt.

Demonstranten kritisieren Aktion

Die Hongkonger Regierung kritisierte die Angriffe scharf. "Die Polizei hat umfangreiche Ermittlungen des Vorfalls aufgenommen, und es wird weitere Festnahmen geben", hieß es in einer Regierungsmitteilung. Wegen der Angriffe sei das Parlamentsgebäude für die Öffentlichkeit geschlossen, Sitzungen würden vorerst nicht abgehalten.

Auch die Demonstranten verurteilten den Angriff auf das Parlament. Das Vorgehen habe nichts mit friedlichem zivilem Ungehorsam zu tun, den die Regenschirm-Bewegung mit ihrer Straßenbesetzung anstrebe, hieß es in einer Mitteilung. "Mit Gewalt wurde öffentliches Eigentum zerstört", kritisierten die Demonstranten. Protestführer hatten ihre Anhänger immer wieder dazu aufgerufen, die Polizei nicht unnötig zu provozieren und die Bevölkerung nicht mit neuen Straßenbesetzungen zu belästigen.

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Kleinere Zusammenstöße

Nach Angaben der Polizei versuchten die ersten Demonstranten gegen 1 Uhr, in das Parlamentsgebäude einzudringen. Augenzeugen berichteten, dass in den darauffolgenden Stunden immer mehr Vermummte zu dem Gebäude strömten. Wiederholt sei es zu kleineren Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gekommen.

Am Dienstag hatten Polizisten und Arbeiter begonnen, einen Teil des Lagers der Protestbewegung zu räumen. Zudem wurden in der Innenstadt von Demonstranten errichtete Barrikaden entfernt. Die Demonstranten leisteten keinen Widerstand. Ein Teil von ihnen zog in andere Lager um, das Hauptlager der Demokratiebewegung blieb von der Aktion unberührt. Ein Gericht hatte zuvor angeordnet, dass die Straßensperren neben Regierungsgebäuden abgebaut werden müssten.

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Proteste dauern seit zwei Monaten an

Die Proteste hatten sich vor gut zwei Monaten an den Plänen Chinas entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Seit Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China im Jahr 1997 wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert.

Die versuchte Besetzung des Parlamentsgebäudes erinnert an die Studentenbewegung in Taiwan. Dort hatten Demonstranten im März drei Wochen lang das Parlament in Taipeh besetzt. Mehr als eine halbe Million Menschen war gegen eine Öffnung Taiwans für Chinas Unternehmen und die Ratifizierung eines Handelspakts für den Dienstleistungssektor auf die Straße gegangen. (APA, 19.11.2014)