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Vom neuen Intendanten Tomas Zierhofer-Kin (li.) wünscht sich Festwochen-Präsident Rudolf Scholten, er möge dem international renommierten Stadtfestival neue Publikumsschichten erschließen.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - Tomas Zierhofer-Kin ist neuer Intendant der Wiener Festwochen. Mit einer Zeile des von ihm verehrten Leonard Cohen tat der neue, auf einmalig fünf Jahre unter Vertrag genommene Festivalchef seine Freude kund: "I haven't been this happy / since the end of World War II".

Zierhofer-Kin, der vor zehn Jahren das Donaufestival radikal umkrempelte und davor schon bei den Salzburger Festspielen sowie auch den Wiener Festwochen (gemeinsam mit Markus Hinterhäuser) Subfestivals gründete und leitete, ist ein erfahrener Festivalmacher, der stets bestrebt war, den sogenanten Off-Bereich mit dem institutionalisierten näher zusammenzuführen. Zeitgenössische Kunstformen seien schwer fassbar, weil es noch wenig Reflexion über sie gebe, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) bei der Pressekonferenz am Mittwoch im Rathaus. Unter dieser Prä-misse sei Zierhofer-Kin der "Bestgeeignete" für diese neue Aufgabe; ihm sei es in den bisherigen Leitungsfunktionen gelungen, neue Kunstformen zu kommunizieren, ihnen Öffentlichkeit zu geben.

Konkretes zum Programm ab 2017 gibt es nicht zu verlauten. Fest steht aber, dass es künftig keine Subdirektoren wie Schauspiel- und Musikbereichsleiter geben wird. Zierhofer-Kin plant stattdessen, an einem "runden Tisch" mit Dramaturgen unterschiedlicher Backgrounds zusammenzuarbeiten. Dies sei der logische Schluss aus der bereits vom amtierenden Intendanten Markus Hinterhäuser umgesetzten Überzeugung, dass sich die klassische Spartentrennung längst überholt habe. "Es soll ein verwobenes Programm werden; Oper soll mit Performance Hand in Hand gehen", so Zierhofer-Kin.

"Wir müssen im Kulturbetrieb raus aus der abgegrenzten Abgehobenheit", so der Neo-Intendant weiter, eine Öffnung hin zu neuen Publikumsschichten sei ihm wichtig. Dies steht auch auf dem Wunschzettel des Kulturstadtrats sowie des Festivalpräsidenten Rudolf Scholten. Letzterer räumte ein, dass sich die Kulturarbeit in den letzten Jahren "radikal" verändert habe. Es genüge nicht mehr, in den "Kulturtempeln der Innenstadt" zu feiern. Mailath: Es soll Publikum "weit über die Stammgäste hinaus" gefunden werden. Genau dafür sei Zierhofer-Kin "ein Garant".

Der designierte Intendant möchte VordenkerInnen (er verwendet im Sprechen vorbildlich das Binnen-I) aus verschiedenen Bereichen nach Wien holen, aus Ökologie, Philosophie usw., und ebenso mit verschiedenen Wiener Kulturinstitutionen zusammenarbeiten. Da seien nicht vordergründig die Kooperationen mit Musikverein und Konzerthaus gemeint, die aufgrund ihrer isolierten Position immer wieder infrage gestellt wurden. Wie der Spagat künftig aussehen werde, ist noch offen, "unveränderbar ist aber gar nichts", so Scholten.

Und dennoch wird vonseiten der Stadt und des Aufsichtsrates klargestellt, dass es bei den Wiener Festwochen - grob gesehen - nichts Neues zu erfinden gilt. Eine Politik der "verbrannten Erde" ist hier nicht notwendig, so Scholten. Veränderungen lägen vor allem in der Handschrift der jeweiligen Intendanz begründet.

Seine Mission leitet Zierhofer-Kin aus der Geschichte der Wiener Festwochen ab. Sie seien nach dem Krieg gegründet worden, um Utopien unter die Menschen zu bringen. Darin liege die zentrale Aufgabe: mit den Menschen, die hier leben, in Dialog zu treten.

Elf internationale Bewerber

Eine Erhöhung der Subvention ist grundsätzlich möglich, so Mailath-Pokorny, steht derzeit aber nicht zur Debatte. Der Vertrag der Stadt Wien mit den Wiener Festwochen läuft bis 2016. Erst danach werde Zierhofer-Kin neu verhandeln können.

16 Personen hätten sich um die Festwochen-Intendanz beworben, darunter zwei Frauen; fünf Bewerbungen kamen aus Österreich, elf aus dem Ausland. Eine vierköpfige Jury - Bernhard Denscher (Kulturamt Wien), Andrea Ecker (Unterrichtsministerium), Viktoria Salcher (Aufsichtsrat Festwochen) und Scholten - haben dem Kulturstadtrat einen nicht gereihten Zweiervorschlag unterbreitet, aus dem er schließlich wählte. Die Donaufestival-Leitung wird umgehend ausgeschrieben. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 20.11.2014)