Schon nächstes Jahr sollen die ersten Geräte auf den Markt kommen, die über einen Kiss-Konnektor verfügen.

Foto: Keyssa

Das Unternehmen Keyssa dürfte derzeit noch kaum jemandem etwas sagen. Das ist auch nicht verwunderlich, handelt es sich doch um ein kleines Start-up, das seit 2009 bewusst schweigsam im Silicon Valley arbeitet und forscht. Die einst 2009 als Waveconnex gegründete Firma könnte nun aber vor einem Durchbruch stehen.

Das Unternehmen hat einen Standard für drahtlose Datenübertragung entwickelt, mit dem man Datenkabeln und mechanischen Anschlüssen den Kampf ansagen will.

"Avatar" in HD in fünf Sekunden übertragen

Firmenchef Eric Almgren hat vor kurzem demonstriert, was sich mit diesem – genannt "Kiss Connectivity" – bewerkstelligen lässt. Er speicherte eine in Full-HD aufgelöste Kopie des Filmes "Avatar" auf einer Festplatte und legte diese wenige Millimeter neben einem Tablet von Dell ab. Dann hielt er beide Geräte kurz gegeneinander und initiierte dabei einen Datentransfer. Binnen fünf Sekunden wurde der Film von der Festplatte auf das Tablet übertragen.

Sechs Gigabit pro Sekunde

Beide Geräte waren mit Kiss-Modulen, kleinen Solid-State-Konnektoren, ausgestattet, die wenig Strom verbrauchen und sich eines sonst hauptsächlich in der Astronomie genutzten, ultrahohen Frequenzbandes bedienen.

Die Technologie verspricht sichere Übertragung mit einer Geschwindigkeit von bis zu sechs Gigabit pro Sekunde, umgerechnet ist es also möglich, mehr als 750 Megabyte pro Sekunde von A nach B zu schicken. Damit übertrifft man sowohl den aktuellen 802.11ac-WLAN-Standard, als auch USB 3.0, das bis zu fünf Gigabit pro Sekunde schafft.

Keyssa

Geräte ohne Kabelanschlüsse denkbar

Kiss lässt sich nicht nur für das Verschieben und Kopieren von Dateien nutzen, sondern auch zur Übermittlung von Audio- und Videoinhalten. Dies birgt das Potenzial, beim Bau von Computern oder mobilen Endgeräten künftig auf zahlreiche mechanische Anschlüsse verzichten und dem klassischen Datenkabel Lebewohl sagen zu können. In Verbindung mit Buetooth, Wireless Charging, WLAN und mobilem Internet wäre sogar der Bau von Smartphones und Tablets ohne Kabelports denkbar, so Businessweek. Für die Designer würde das wesentlich mehr Gestaltungsspielraum bedeuten.

Allerdings leiden Technologien wie der Drahtlosladestandard Qi noch unter ihrer geringen Übertragungskapazität. Das Potenzial reicht auch über reinen Gerät-zu-Gerät-Transfer hinaus: Geschäfte könnten beispielsweise Musik und Videoinhalte digital feilbieten und nach der Bezahlung per Kiss zum Download bereitstellen. Kunden hätten ihr gekauftes Album oder den eben erstandenen Film dann in wenigen Momenten auf ihrem Telefon oder Tablet.

Namhafte Unterstützer

Dass Keyssas Erfindung durchaus Ernst zu nehmen ist, beweisen auch die involvierten Firmen und Personen. Zu den Investoren hinter dem Start-up zählen mittlerweile auch der koreanische Elektronikriese Samsung und der US-Chiphersteller Intel. Im Beraterstab findet sich unter anderem David Lee, der als Erfinder der HDMI-Schnittstelle gilt.

Dem Aufsichtsrat sitzt Tony Fadell vor, der als "Vater des iPods" und Chef des Smart-Thermostat-Herstellers Nest ebenfalls kein Unbekannter ist. Mit Frank Chang ist auch ein namhafter Forscher der University of California dabei, anderen Standort in Los Angeles die Grundlagen für Kiss entwickelt wurden.

Erste Geräte schon nächstes Jahr

In den vergangenen 16 Monaten konnten die ersten Hardwarehersteller bereits mit dem neuen Standard arbeiten. Schon nächstes Jahr sollen erste Endgeräte erscheinen, die mit einem Kiss-Konnektor ausgestattet sind. Welche Unternehmen diese auf den Markt bringen, verrät Almgren derweil noch nicht. (gpi, derStandard.at, 23.11.2014)