Nur von einem Drittel der Heranwachsenden nehmen die Eltern an, dass sie das Handy "klassisch" nutzen – nämlich fürs Telefonieren.

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Wenn Eltern ständig und fast überall zum Handy greifen, wen wundert es dann, dass es Kindern ihnen gleich tun? Die meisten Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren können das auch, denn mehr als die Hälfte von ihnen besitzen eines, genau genommen 57 Prozent. 49 Prozent nennen ein Smartphone ihr Eigen, nur mehr 8 Prozent haben ein "normales" Handy.

Das Wiener Marktforschungsunternehmen Meinungsraum.at hat für derStandard.at/Familie 369 Eltern mit 626 Kindern befragt, ob die Heranwachsenden Handys besitzen und wie sie sie benutzen. Unter anderem wollte man wissen, wie viel Zeit Kinder mit ihrem Handy verbringen - aus Elternsicht. Die Einschätzungen der Mütter und Väter zeigen, dass die Kinder immer mehr Zeit mit dem Handy verbringen, je älter sie werden. In Zahlen: Handynutzer unter elf Jahren sind mit ihrem Gerät bereits rund 1,3 Stunden täglich beschäftigt. Bei den bis 15-Jährigen sind es schon 2,5 Stunden, dann sogar 3,8 Stunden – wohl gemerkt: pro Tag. 2,6 Stunden ist der durchschnittliche Wert bei allen Heranwachsenden bis 18 Jahre.

Günstige Tarife nützen Handy-Verbreitung

Das erste Handy bekommen Kinder in Österreich im Durchschnittsalter von 9,6 Jahren. "Die Daten zeigen, dass viele Eltern, dem Kind mit 10 Jahren, also mit dem Umstieg in die nächst höhere Schule, ein Handy kaufen wollen", sagt Studienleiterin Roswitha Wachtler von Meinungsraum.at, "aufgrund der Lebensumstände oder dem sozialem Druck bekommen sie es dann aber oft schon früher". Bei der Umfrage zeigt sich auch ein Stadt-Land-Gefälle: ""Kinder, die einen längeren Schulweg zurücklegen, am Nachmittag betreut werden oder alleine zu Hause sind, bekommen tendenziell früher ein Mobiltelefon".

Anfangs genügt oft ein Wertkartenhandy. Ab dem elften Lebensjahr ändert sich das rasant. Zwei Drittel haben dann einen regulären Handyvertrag. Sticht Österreich damit im Vergleich zu anderen Ländern hervor? Wachtler bleibt vorsichtig: "Man kann annehmen, dass Kinder in Österreich eher Handys besitzen, da es bei uns im Europavergleich sehr günstige Handytarife gibt."

Was Eltern zu wissen glauben

In der Umfrage wurde auch gefragt, ob Eltern überhaupt wissen, was ihre Kinder mit dem Handy machen. Fast die Hälfte der Unter-18-Jährigen, genau 48 Prozent, hören nach Einschätzung der Eltern mit dem Handy häufig Musik, dann folgt schon Spielen. (44 Prozent). Nur von einem Drittel der Heranwachsenden nehmen die Eltern an, dass sie das Handy "klassisch" nutzen – nämlich fürs Telefonieren. Genauso oft wird SMS-Schreiben und Social-Media-Gebrauch genannt.

Die Hälfte der befragten Eltern ist überzeugt, dass sie fast keine Chance haben, den Handygebrauch zu beschränken. Sieben von zehn Eltern versuchen aber genau das. Die meist genannte Methode, die Benutzung einzuschränken, ist die Kontrolle der Rechnung (42 Prozent), 20 Prozent erteilen Handyverbote und 19 Prozent setzen auf Auszeiten. In vier von zehn Familien kommt es aufgrund der Handys regelmäßig zum Streit. In einem Punkt haben die meisten Eltern längst aufgegeben: Dass es möglich ist, dass Kinder heute ohne Handys aufwachsen. Drei Viertel der Eltern gehen davon aus, dass Kinder ohne die Geräte heute nicht mehr leben könnten. (pm, derStandard.at, 21.11.2014)