Das Wort "Rettungsschuss" bezeichnet eine unschöne Sache im Polizeidienst: Bevor der Kriminelle auf Unbeteiligte schießt, schießt der Polizist auf ihn. Und damit fängt das Unschöne erst an:

Kriminalhauptkommissar Lannert steht deshalb im jüngsten Stuttgarter "Tatort: Eine Frage des Gewissens" vor Gericht. Die Mutter des Erschossenen (dessen Geiselnahme in einem Supermarkt überhaupt erst zu alldem führte) hat einen Anwalt auf ihn angesetzt.

ORF/ARD/Johannes Krieg

Zu Beginn ist dieser Tatort eine spannende, runde Sache, die allerlei antippt, ohne gleich mit dem Holzhammer zu kommen. "Ich lass mich doch nicht abknallen - für acht fünfzig die Stunde", sagt eine der Kassierinnen im Zeugenstand und verweist damit charmant auf den geplanten deutschen Mindestlohn, der für viel Aufregung sorgt und doch so knappes Geld bedeutet.

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Es wird der Polizeialltag gezeigt, in dem ein Moment reicht, um in der öffentlichen Meinung entweder zum "Killer" oder zum "Deppen" zu werden - wo man es also nie recht machen kann.

Dem gegenüber steht eine Gruppe Linksradikaler, die - trotz mindestens diffus bleibender politischer Ziele - fast an eine neuzeitliche Version der frühen RAF gemahnt.

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Schön, wie hier Sympathien vertauscht werden - eigentlich ist es in der deutschen Öffentlichkeit eher die Polizei, die wegen übermäßigen Waffengebrauchs in der Kritik steht.

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Es geht daneben um Kollege Bootzens Loyalität (nämlich: Lügen vor dem Oberstaatsanwalt) und dessen Privat-/Alkoholprobleme. Und irgendwann verhaspelt sich der ganze Fall dann dermaßen, dass die kluge, vielversprechende, aktuelle Geschichte ihren ganzen Reiz verliert. Es waren darin einfach ein paar Momente zu viel. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 24.11.2014)

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