Wien - Nebelschwaden, Umzugskartons, Stillstand: Endzeitstimmung in der Klosterneuburger Milchstraße 142a. Das Europäische Büro für Zukunft ist Vergangenheit, Bürochef Jürgen Oder (Nicholas Isherwood) hat zu lange zu viele Rechnungen nicht bezahlt. Der konfuse Kevin (Bernhard Landauer) und die kontrollfixierte Imogen (Theresa Dlouhy) kommen vom Flughafen zurück: Ein Vulkanausbruch hat ihren Ferientrip verhindert. Mit Staub bedeckt kehrt auch Imogens ehemaliger Chef Leo Maria Bloom (Benjamin Appl) in die Büroräume zurück. Er ist am Flughafen in einen Container geplumpst und hat erst eine Erscheinung gehabt und gleich darauf viel Geld geerbt. Wird jetzt alles wieder gut?

Ja, die siebte und letzte Folge der Sitcom-Oper Das Leben am Rande der Milchstraße von Johannes Heide & Christa Salchner (Libretto) und Bernhard Gander (Musik) ist Geschichte. Der Fluss der Inszenierung (Nicola Raab) stockte mitunter etwas; Heide und Salchner leimten Kalenderweisheiten ("Erst wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit, alles zu tun"), umgebogene Zitate aus Peter-Fox-Songs ("Steig auf den Berg aus Staub, weil oben frischer Wind weht"), sehr viel schale Witze, zwei Paletten Absurdität und drei Kübel Klamauk zu einer Story zusammen.

Zwischen den Text, der (zum Teil rhythmisiert) gesprochen wurde, baute Gander kurze Gesangspassagen ein - fallweise von einem einsamen Instrumentchen begleitet, gern auch a cappella gesungen. Zwischendurch förderte das siebenköpfige Ensemble Phace (Leitung: Simeon Pironkoff), einem klingenden Kohlebagger gleich, Ganders schwarze, klobige Tonbrocken zutage: rumpelnde, ruppige, sich jeder Schönheit verweigernde Männermusik.

Trotzdem: beste Stimmung und einige Lacher im Berio-Saal des Wiener Konzerthauses. Das mutige Projekt von Wien-Modern-Macher Matthias Losek, die Verheiratung der Gaghure Sitcom mit dem radikalen Spartenprogramm zeitgenössische Musik, traf auf Freude. Humor überwindet eben alle Grenzen. (end, DER STANDARD, 24.11.2014)