Auf Tripadvisor liest man ja nicht nur Gutes über das Ristorante da Marisa al Castell'Alfero. Die Lage, die Aussicht über das Monferrato, das Gemäuer loben ja noch alle, im Sommer die recht schmucke Terrasse. Beim Essen scheiden sich die Geister recht weit zwischen "äußerst schmackhaft und lecker" und "einfach ausgezeichnet" hüben bis "Geht den Bach runter" und "Schlechter Service und Hunger" - der Befund stammt aus dem August 2014.

Nun aßen wir hier unter ein bisserl schwierigen Bedingungen über einen ganzen Nachmittag - das lag aber nicht an Marisa Torta, sondern allein an uns. Die Chefin zeigte viel Verständnis für und Rücksicht auf unsere Verzögerungen - auch wenn das Lokal, an einem Mittwoch mittags, völlig leer war bis auf unseren Tisch. Der freilich blieb alles andere als leer - wie man hier hungern kann, ist mir nicht ganz nachvollziehbar. Und schlecht gegessen haben wir beileibe nicht - aber vielleicht war es schon einmal viel, viel besser. Uns fehlt hier der historische Vergleich - ins Monferrato verschlägt es uns notorische Piemonreisende eher selten.

Aber sehen Sie selbst:

Zur Einstimmung grüßt ein Cotechino aus der Küche, mir scheint: wie gewohnt mit ein bisschen Eingeweidegout, und Erdäpfelpüree. Das beugt schon einmal jedweder Magenleere vor.

Foto: Harald Fidler

Sformatino mit Karden und ordentlich Fonduta, gut gelungen, fand ich, und definitiv eine klare Antithese zu Hungergefühlen.

Foto: Harald Fidler

Kein Herbst ohne Carne Cruda, oder richtiger: Battuta di Fassone. Rohes piemontesisches Rind, viel gewaltiger als es hier scheint, und prototypisch gut.

Foto: Harald Fidler

Ich nehme meine eierstrotzenden Tajarin mit Bratensauce - kräftig und gut. Also quasi die Nudel des kleinen Mannes, während es ...

Foto: Harald Fidler

... Giovanni Pontemonte gleich bei den Primi ordentlich stinken lässt. Schmucke Trüffel...

Foto: Harald Fidler

... aus dem Monferrato, die ich mir in der Secondo-Runde über die Fonduta mit Eidotter hobeln ließ. Das Gramm wird hier übrigens 2014 mit 28 Euro verrechnet. Das war aber nicht der Grund, warum ich glatt vergessen hab, meinen zumindest geschmacklich sehr schönen Hauptgang zu fotografieren - ich war einfach zu abgelenkt.

Und das nicht einmal von diesen beiden Schmuckstücken aus dem Monferrato - die hat uns Frau Marisa erst nach dem Essen mit einigem Stolz gezeigt. Liegen beide jenseits der Zehn-Deka-Marke, soweit ich mich erinnere.

Foto: Harald Fidler

Diesem Stracotto vom Fassone-Rind schmeckte man sehr lebhaft die Säure der Barbera an, in der es geschmurgelt wurde. Sehr gut, fand ich, wiewohl wie oft in der piemontesischen Bratenabteilung mit einem zarten Hang zur Trockenheit. Hier aber wirklich nur einem sehr zarten.

Foto: Harald Fidler

Dies haselnussig Küchlein schien dem Giovanni ein bisserl fad, ich Langweiler indes war's ihm fast ein bisserl neidig. Allein...

Foto: Harald Fidler

... ich hab mich bei diesem Ausflug ja ganz vergessen (vor allem meine Dessertverweigerung) und heldenhaft Bunet um Bunet verkostet, diesen schoko-mandel-saftigen Puddingklassiker des Piemont. Dieser war zwar nicht der allerallerbeste in der 2014-er Wertung - aber spielt definitiv vorne mit.

Foto: Harald Fidler

Maroni sind ja nicht so meine Sache, die werten Mitesser schätzten aber auch diesen süßen Gupf durchaus.

Foto: Harald Fidler

Die Panna Cotta war zwar leider kein Vergnügen von großer Dauer - aber im Moment gefiel sie der Wunderbaren ganz wunderbar, schien mir. (Harald Fidler, derStandard.at, 25.11.2014)

Osteria al Castello - da Marisa
Via Castello, 1
14033 Castell'Alfero (AT)
00390141204115

Vier Personen, Essen, Wein, Kaffee - und zweimal Trüffel: 280 Euro.

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Foto: Harald Fidler