Wien - Aufregung einmal mehr in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Zwar ist das Projekt Opal, in dessen Rahmen die Berater von Roland Berger nach Einsparungs- und Synergiepotenzial graben, noch nicht beendet. Trotzdem hat das OeNB-Direktorium bereits erste organisatorische Umbauten beschlossen. Eine "Grundsatzentscheidung" ist vor der jüngsten Führungskräfteklausur gefallen: Die Hauptabteilung (HA) Interne Dienste wird aufgelöst. Geführt wird diese Einheit von einem Notenbanker, der dem roten Lager zugerechnet wird. Er geht nun, angeblich entgegen anderen Plänen, 2015 in Pension. Er hat erst auf der Klausur vom Wegfall seiner Wirkungsstätte erfahren; getroffen wurde die Entscheidung laut OeNB aber auch "erst am Nachmittag vor der Klausur".

Zu dieser Hauptabteilung ressortieren vier Abteilungen: Einkauf, Technik, Service (ETS); Sicherheit; Planung und Controlling sowie Dokumentation. Sie werden nun neu im Haus verteilt.

Durch die Streichung, die im Jänner vom Generalrat abgesegnet werden soll, wird das Ressort von OeNB-Direktoriumsmitglied Peter Mooslechner (rot) kleiner. Er soll stattdessen die Hauptabteilung Rechnungswesen und Werterevision zugeschlagen bekommen. Sie gehört zum Ressort von OeNB-Direktor Kurt Pribil (schwarz).

Kurzer Orientierungsblick: Die OeNB ist in vier Ressorts aufgeteilt, geführt werden sie von Gouverneur Nowotny (rot) und den drei weiteren Direktoriumsmitgliedern Mooslechner, Ittner (schwarz) und Pribil. Unter den Ressorts sind die Hauptabteilungen und darunter deren Abteilungen angesiedelt.

In der Belegschaft und im Betriebsrat sorgt die plötzliche Streichung einer Hauptabteilung samt Rochaden für Unruhe. Gestern, Mittwoch, gab es Betriebsversammlungen.

Betriebsrat protestiert

In einer Aussendung sprach der Zentralbetriebsrat unter Robert Kocmich (rot) von einer "handstreichartigen" Vorgehensweise des Direktoriums, zumal sie "ohne begleitende Kommunikationsmaßnahmen" erfolgt sei. Zwar räumen die Belegschaftsvertreter ein, dass die OeNB "direkter und effizienter gesteuert werden könnte", sie vermissen beim Optimierungsprogramm Opal aber "eine durchdachte Strategie".

Gerüchte, die Berater seien selbst überrascht vom ersten Abschlankungsschritt, werden von OeNB-Sprecher Christian Gutlederer zerstreut. Das sei "Unfug", die Berater seien natürlich involviert gewesen.

In der Notenbank-Belegschaft wird die Auflösung der Hauptabteilung - wenig überraschend - auch couleurmäßig interpretiert: Da hätten sich ÖVP-nahe Kräfte durchgesetzt. Der Grund für diese Idee: Die Abteilung ETS, die nun zerteilt wird, führt ein sozialdemokratischer Ex-Betriebsratsfunktionär. Auch die Sicherheitsabteilung wird von einem der roten Reichhälfte zuzurechnenden Ex-Betriebsrat geleitet. Und: Die wesentlichen Bereiche der Hauptabteilung, so das Ondit, sollen ins Pribil-Ressort wandern.

Von Bankseite wird dieser politischen Interpretation heftig widersprochen. Es gehe bei der Umstrukturierung wie in der gesamten OeNB nicht um Politik, sondern um Kosteneinsparungen in der Höhe von 20 Mio. Euro. (Renate Graber, DER STANDARD, 27.11.2014)